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Ärztekammer und Pharmig reagieren auf Weiss-Buch

©Kiepenheuer Witsch
Vor einer ungerechten Pauschalverurteilung der Ärzte warnte Montag der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Walter Dorner, zu den Korruptionsvorwürfen des Buchautors Hans Weiss. Von „sehr oberflächlichen" Behauptungen spricht auch der Generalsekretär des Verbandes der pharmazeutischen Industrie.

“Eigentlich hätte ich mir erwartet, dass Weiss, der seit Jahren auf diesem Gebiet recherchiert, die Vorwürfe an den ärztlichen Ehrenrat heranträgt, der eigens dafür eingerichtet und unabhängig besetzt ist”, erklärte der Standesvertreter der Österreichischen Ärzrtekammer, Walter Dorner. Die ÖÄK habe einen strengen Verhaltenskodex über den Umgang der Ärzteschaft mit der Pharmawirtschaft sowie einen Ehrenrat, der unter der Leitung pensionierter Höchstrichter Verdachtsmomenten nachgehe. Für schwarze Schafe gebe es “null Toleranz”, sagte Dorner. Einmal mehr werde auch anhand des neuen Buches von Weiss klar, dass immer mehr Experten mit dem Thema Korruption Imagepflege als “Aufdecker und Enthüller” betreiben.

In die Pflicht zu nehmen sei auch der Staat, der gerade in den vergangenen Jahren die sogenannte Drittmittel-Forschung an den medizinischen Universitäten forciert habe. Es liege daher an der öffentlichen Hand, sich wieder mehr in der Wissenschaft zu engagieren. Auch die laufende ärztliche Fortbildung sei ohne die Rückkoppelungseffekte mit der Arzneimittel-produzierenden Industrie undenkbar, führte Dorner weiter aus. Trotzdem, so Dorner: “Man muss alles daran setzen, um den Vorwürfen gezielt den Boden zu entziehen!” Das Thema sei jedenfalls zu wichtig, um es “mit skandalisierenden Verallgemeinerungen abzuhandeln und damit einen gesamten Berufsstand zu diskreditieren.”

Pharmig: „Oberflächlich”

“Herr Weiss ist ein altbekannter Pharma- und Ärztekritiker. Man muss aber sagen, er verdient auch Geld am Gesundheitswesen. Seine Behauptungen sind sehr pauschal und sehr oberflächlich”, erklärte der Generalsekretär des Verbandes der pharmazeutischen Industrie (Pharmig), Jan Oliver Huber, zu dem neuen Buch von Hans Weiss. Nur einen Tag als Pharmareferent mit einem anderen bei der Recherche mitgegangen zu sein, könne kein profundes Wissen vermitteln. Huber: “Von Intransparenz und Korruption zu reden, selbst aber mafiöse Methoden anzuwenden, ist nicht angepasst.” Weiss sei einmal als Pharmareferent, dann als Pharma-Consultant und schließlich als Export-Import-Kaufmann aufgetreten und habe sich als “agent provocateur” betätigt.

Der Pharmig-Generalsekretär über den Autor: “Wenn er seriösen Journalismus machen will, kann er sich jederzeit direkt an Ärzte oder die Pharmaindustrie wenden und sie ansprechen. Es gibt – wie immer – weltweit in Verwaltung und Industrie Fehler. Aber die überwiegende Zahl arbeitet im Rahmen der Gesetze und Vorschriften.”

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