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Arrivederci Italia!

Seit Dienstagabend ist bei der Fußball-Europameisterschaft in Portugal ein weiterer Mitfavorit schon in der Vorrunde gescheitert.

Nach Spanien muss auch Italien bereits nach den Gruppenspielen die Heimreise antreten, ein 2:1 (0:1)-Sieg in Guimaraes gegen Bulgarien war für die „squadra azzurra“ zu wenig, da sich Schweden und Dänemark zeitgleich in Porto mit 2:2 trennten. Die Skandinavier erreichten damit gemeinsam das Viertelfinale.

Martin Petrow hatte die Bulgaren, die schon vor dem Spiel keine Chance mehr auf das Erreichen des Viertelfinales gehabt hatten, in der 45. Minute mit einem mehr als umstrittenen Foulelfmeter in Führung gebracht. Den Italienern gelang durch Simone Perrotta (48. Minute) und Antonio Cassano (94. Minute) zwar nach der Pause noch die Wende, doch bei Punktgleichheit von Schweden, Dänemark und Italien (jeweils fünf Zähler) sprach das Torverhältnis für die Skandinavier. Damit geht beim Weltmeister von 1982 das Warten auf einen Titel weiter, für den Vize-Europameister von 2000 reichte es nicht zum Weiterkommen.

Das Aus der hochgehandelten Startruppe dürfte auch für Giovanni Trapattoni nicht ohne Folgen bleiben, der Coach war schon nach der Enttäuschung bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Japan und Südkorea in die Kritik gekommen. Auch diesmal lief es für Italien nie nach Wunsch: Die EM-Endrunde hatte mit der Spuck-Affäre von „Lama“ Francesco Totti beim 0:0 gegen Dänemark denkbar schlecht begonnen, nach dem 1:1 gegen Schweden war „Trap“ seine Wechsel-Taktik vorgeworfen worden und Christian Vieri hatte mit einem Rundumschlag gegen die nationale Presse für Aufsehen gesorgt.

Der Sturm-Tank saß offiziell wegen einer „Knieverletzung“ gegen Bulgarien zunächst nur auf der Bank, wurde in der zweiten Halbzeit aber eingewechselt. Auch dies zeigt, dass bei Italien bei dieser Europameisterschaft vieles nicht zusammenpasste. Der Druck des Gewinnen-Müssens war dem Favoriten gegen die zuvor noch punktlosen Bulgaren deutlich anzusehen, die Nerven spielten einen Streich. So vergab Del Piero in der 14. Minute eine Riesenmöglichkeit auf die Führung. Nach Cassano-Flanke scheiterte zunächst Fiore mit einer Volleyabnahme an Zdrawkow, den Abpraller setzte der Juventus-Regisseur aus rund fünf Metern am Tor vorbei.

Auch Corradi (29./abgeblockt), Cassano (32./am langen Eck vorbei) sowie erneut Del Piero (41./Freistoß fiel zu schwach aus) blieben glücklos, und dann spielte auch noch der Schiedsrichter Italien einen Streich. Der Russe Walentin Iwanow entschied kurz vor der Pause zu Unrecht auf Elfmeter als Berbatow nach Duell mit Materazzi zu Boden ging. Allerdings hatte eher der Bulgare ein Foul begangen. Martin Petrow war es egal, der Strafstoß saß zur 1:0-Führung.

Nach dem Wechsel gelang den Italienern zwar schnell der Ausgleich, als Perrotta nach einem Lattenpendler von Cassano (der Ball hatte schon zuvor die Linie überquert) aus kurzer Distanz zur Stelle war (48.), aber danach blieb das Anrennen lange Zeit ohne Erfolg. Auch Vieri und Di Vaio als neue Stürmer konnten nichts bewegen, erst in der Nachspielzeit traf Cassano zum 2:1. Der Jungstar jubelte, die Spieler liefen zur Bank und hörten dort die Schreckensnachricht: 2:2 im skandinavischen Bruderduell – damit wurde der eigene Sieg zur Nebensache.

Reaktionen:

Giovanni Trapattoni (Italien-Coach): „Ich glaube, wir haben nichts verschenkt. Den Elfmeter kann man anzweifeln, aber ich möchte die Schiedsrichter-Leistung nicht beurteilen. Man könnte viel sagen, aber das tun wir vielleicht später. Wir hätten schon das Spiel gegen Schweden gewinnen müssen. Aber es ist gelaufen, wie es gelaufen ist. Wir gehen trotzdem erhobenen Hauptes raus.“

Plamen Markow (Nationaltrainer Bulgarien): „Ich mache keinen Unterschied zwischen großen und kleinen Niederlagen. Wir waren heute besser als gegen die Dänen, aber leider haben wir nicht durchgehalten. Wir hätten das 1:1 verdient gehabt. Es ging auch ein bisschen ums Prestige. Schade, dass wir alle Spiele verloren haben, denn bereits unsere Leistung gegen Schweden ist sehr gut eingeschätzt worden.“

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