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Armeniens Regierungschef zu historischem Besuch in der Türkei

Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan ist am Freitag in der Türkei eingetroffen.
Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan ist am Freitag in der Türkei eingetroffen. ©APA/AFP
Historischer Besuch in Istanbul: Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan, dessen Land seit über hundert Jahren mit der Türkei verfeindet ist, ist am Freitag in das Nachbarland gereist.

Paschinjan sei zu einem Arbeitsbesuch in der Türkei eingetroffen, teilte seine Sprecherin im Onlinedienst Facebook mit. Ein Beamter des armenischen Außenministeriums sagte der Nachrichtenagentur AFP, bei dem Treffen solle es um einen Friedensvertrag zwischen Armenien und Aserbaidschan gehen.

Besuch sei "historisch"

Der armenische Regierungschef war vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan eingeladen worden. Paschinjan und Erdoğan wollten sich nach Angaben von Erdoğans Büro um 17:00 Uhr MESZ in Istanbul im Dolmabahçe-Palast treffen.

Der armenische Parlamentssprecher Alen Simonjan nannte den Besuch "historisch". "Es wird das erste Mal sein, dass ein führender Politiker der Republik Armenien die Türkei auf dieser Ebene besucht", sagte Simonjan. Alle regionalen Angelegenheiten würden diskutiert, fügte er hinzu.

Belastetes Verhältnis seit Erstem Weltkrieg

Das Verhältnis zwischen Armenien und der Türkei ist historisch extrem belastet. Ankara weigert sich bisher, die Massaker an Armeniern durch osmanische Truppen im Ersten Weltkrieg als Völkermord anzuerkennen.

Anfang des Jahres kündigte Paschinjan an, Armenien werde seinen Einsatz für die internationale Anerkennung des Massakers 1915 als Völkermord einstellen – ein wichtiges Zugeständnis an die Türkei, das in Armenien auf breite Kritik stieß.

Friedenshoffnung nach Jahrzehnten der Gewalt in Bergkarabach

Armenien und Aserbaidschan hatten in den vergangenen Jahrzehnten zwei Kriege gegeneinander über die Kontrolle der Region Bergkarabach geführt. 2023 brachte Aserbaidschan, das von der Türkei unterstützt wurde, dann in einer groß angelegten Militäroffensive die mehrheitlich von ethnischen Armeniern bewohnte Region Bergkarabach unter seine Kontrolle.

Der Militäreinsatz löste die Flucht der mehr als 100.000 armenischen Bewohner nach Armenien aus. Mitte März verkündeten Armenien und Aserbaidschan dann, sie hätten sich auf ein Friedensabkommen geeinigt, das aber noch nicht endgültig unterzeichnet ist.

(APA)

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