AA

Arlon: Schuldspruch im Fall Dutroux

Im belgischen Mädchenmordprozess beginnen die Geschworenen ihre Beratungen über Schuld oder Unschuld des Kinderschänders Marc Dutroux und seiner drei Mitangeklagten.

Ein Urteil wird im Laufe der Woche erwartet. Im Mittelpunkt des Verfahrens steht die Entführung von sechs Mädchen Mitte der 90er Jahre, von denen vier qualvoll starben. Dazu hatte das Gericht seit dem 1. März mehr als 500 Zeugen vernommen. Allein die Plädoyers von Nebenklage, Verteidigung und Staatsanwaltschaft dauerten 75 Stunden.

Der Hauptangeklagte Marc Dutroux hatte in seinem Schlusswort am vergangenen Donnerstag erneut erklärt, er sei unschuldig am Tod der vier Mädchen und seines lebendig begrabenen Komplizen Bernard Weinstein. Dutroux ist bereits in den 80er Jahren für die Entführung und Vergewaltigung Minderjähriger verurteilt worden. Neben Dutroux sind dessen Ex-Frau Michelle Martin, der weitgehend geständige Komplize Michel Lelievre und der vorbestrafte Betrüger Michel Nihoul angeklagt. Nihoul bestreitet, er sei Dutrouxs Verbindungsmann zu Kinderschänder-Ringen gewesen und habe die Entführung junger Mädchen bestellt.

Die Dutroux-Affäre hatte im Belgien der 90er Jahre eine innenpolitische Krise ausgelöst. Die Bilder der beiden überlebenden Opfer Sabine Dardenne und Laetitia Delhez, die am 15. August 1996 im Keller eines Dutroux-Hauses gefunden wurden, gingen um die Welt. Danach wurden die abgemagerten Leichen von vier zuvor entführten Mädchen entdeckt. Als kurz darauf der zuständige Untersuchungsrichter nach einem Treffen mit Angehörigen der Opfer von seinen Aufgaben entbunden wurde, versammelten sich mehr als 300.000 Menschen zum stillen Protest beim „Weißen Marsch“ in Brüssel.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Arlon: Schuldspruch im Fall Dutroux
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.