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Argentinien schiebt Paul Schäfer nach Chile ab

Argentinien hat die Abschiebung des „Colonia-Dignidad“-Gründer Paul Schäfer nach Chile beschlossen. Die Entscheidung sei am Nachmittag gefallen und dem in einem Gefängniskrankenhaus liegenden mitgeteilt worden.

Schäfer soll den Angaben zufolge unter starker Bewachung in einem Rettungswagen zum Flughafen von Buenos Aires gebracht werden und von dort mit einer Maschine der argentinischen Luftwaffe ausgeflogen werden. Chile hatte erheblichen diplomatischen Druck ausgeübt, um ein langwieriges Auslieferungsverfahren zu vermeiden und Schäfer wegen Verbrechen während der Pinochet-Ära schnell vor Gericht stellen zu können.

Gegen Schäfer liegen Haftbefehle aus Chile, Deutschland und Frankreich unter anderem wegen Kindesmissbrauchs und Folter vor. Schäfer war am Donnerstag nach jahrelanger Flucht in einer mondänen Wohnsiedlung bei Buenos Aires aufgespürt worden. Am Samstag musste er wegen Herz-Kreislauf-Problemen auf die Intensivstation eines Krankenhauses gebracht werden.

Anfang der 60er-Jahre hatte der aus Deutschland geflohene ehemalige Wehrmachtsgefreite und -sanitäter die sektenartig organisierte Agrarkolonie „Dignidad“ rund 350 Kilometer südlich von Santiago de Chile mit 300 Getreuen gegründet. Zeugenangaben zufolge wurden während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet (1973 bis 1990) politische Gefangene auf das weiträumige Gelände der Kolonie nahe der südlichen Stadt Parral verschleppt und dort zu Tode gefoltert. Die sektenartige Gemeinschaft war von einem extrem rechten Weltbild geprägt.

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