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Argentinien: Demonstration gegen Gewalt

In zahlreichen Städten Argentiniens haben Hunderttausende Menschen gegen die zunehmende Gewaltkriminalität und korrupte Polizisten demonstriert.

Ausgelöst wurden die Proteste durch den Tod eines entführten Studenten. Der 23- Jährige war vor eineinhalb Wochen gekidnappt worden und bei einem Befreiungsversuch durch die Polizei ums Leben gekommen. Allein in der Hauptstadt Buenos Aires versammelten sich vor dem Präsidentenpalast mehr als 100.000 Menschen, berichteten nationale Medien.

Präsident Nestor Kirchner äußerte Verständnis für den Ärger der Bevölkerung. „Wir müssen aufräumen. Es kann nicht sein, dass die Argentinier kein Vertrauen in ihre Sicherheitskräfte haben, weil sie Angst haben, von ihnen ausgeraubt zu werden”, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Telam den Staatschef. Die Demonstranten warfen den Behörden Versagen bei der Verbrechensbekämpfung und einen zu laschen Umgang mit den Tätern vor.

In Argentinien kommt es oft vor, dass ein wegen Mordes Verurteilter schon nach wenig mehr als zehn Jahren wieder frei gelassen wird. Immer wieder wird der Polizei auch vorgeworfen, mit Kriminellen gemeinsame Sache zu machen. Die Regierung kündigte „drastische Maßnahmen” an, nannte aber zunächst keine Einzelheiten.

Als besonders korrupt gilt die Polizei der Provinz Buenos Aires. Seit Jahren schon äußern Bürger bei Umfragen regelmäßig, dass sie die Polizei ebenso fürchten wie Kriminelle. Das Problem hat sich durch die seit zwei Jahren andauernde schwere Wirtschaftskrise weiter verschärft.

Vor allem so genannte Blitz-Entführungen haben stark zugenommen. Dabei werden Bewohner wohlhabender Stadtteile wahllos von der Straße weg entführt. Die Angehörigen bekommen nur ganz wenig Zeit, um die Lösegelder in Höhe von umgerechnet nur einigen tausend Euro aufzutreiben.

Bei den Kundgebungen in der Nacht zum Freitag stellten viele Menschen im Gedenken an den Studenten und die vielen anderen Opfer brennende Kerzen auf den Bürgersteigen der Millionenmetropole auf.

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