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Architektin Anna-Lülja Praun gestorben

Die Architektin und Designerin Anna-Lülja Praun ist am Dienstag (28.9.) im Alter von 98 Jahren nach langem Leiden in ihrer Wiener Wohnung in Wien-Josefstadt gestorben.

Das teilte die Architektin Aneta Bulant-Kamenova in einer Aussendung der APA mit. Praun gehörte zu den Pionierinnen der weiblichen heimischen Architekturgeschichte.


Sie war eine der ersten Frauen, die in Österreich Architektur studierten. Ihr Werk, zum Großteil Inneneinrichtungen, steht für die Verbindung von Wiener Möbeltradition und Moderne, für undogmatische individuelle Gestaltung und erlesene Verarbeitung, ihr Name in einer Reihe mit Persönlichkeiten wie Oskar Strnad, Josef Frank, Ernst Plischke oder Margarete Schütte-Lihotzky.


Anna-Lülja Praun wurde am 29. Mai 1906 in St. Petersburg als Tochter einer russischen Ärztin und eines bulgarischen Juristen geboren. Sie wuchs in Sofia auf, studierte in Graz bei Ferry Zotter und Wunibald Deininger und arbeitete bis 1936 mit Herbert Eichholzer, dann ! bei Clemens Holzmeister. Nach dem Krieg führte sie mit Lea Calice-Kalmar das von Josef Frank und Oskar Wlach gegründete Einrichtungshaus “Haus & Garten”. Praun schuf exquiste, zeitlose Möbel, Innenräume, Läden und Wohnhäuser. Zum Kreis ihrer Bauherren und Freunde gehörten u.a. György Ligeti, Alfred Brendel und Herbert v. Karajan.


Für die Wiener Architekturszene der 50er Jahre rund um die “Arbeitsgruppe 4” war sie eine wesentliche Mentorin. In den 80er Jahren wurde Praun durch eine neue Generation “wiederentdeckt”. Sie erhielt den Preis der Stadt Wien für angewandte Kunst, ihre jeweils maßgeschneiderten, von den besten Handwerkern der Stadt gefertigten Möbel wurden durch Ausstellungen in den Galerien Würthle, Sailer und im Museum für Angewandte Kunst auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Bis ins hohe Alter aktiv, war ihr Domizil bis zuletzt ein Treffpunkt für Persönlichkeiten aus Ost und West, aus allen Generationen, aus Kunst, Musik, Literatur und Architektur. “Für uns war Lülja die Begegnung mit einer Wiener bürgerlichen Kultur, die weder bürgerlich noch wienerisch ist, sondern jene anregende und befreiende Großstadtkultur, die gleichzeitig die größte Distanz und die intimsten Beziehungen zu einem Ort herstellt, die überall existieren kann und doch nur in ihrer spezifischen Form an einem Punkt anzutreffen ist,” würdigte der Architekturhistoriker und Autor Friedrich Achleitner seine verstorbene Kollegin.

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