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Architekten im Interview: "Wir haben schon die verrücktesten Geschichten gehabt"

Maria Planegger und Andreas Schmitzer.
Maria Planegger und Andreas Schmitzer. ©Sabine Hauswirth
Die Namen Andreas Schmitzer und Maria Planegger bleiben wohl die nächsten Jahrzehnte mit dem 22. Wiener Gemeindebezirk verbunden. Die Architekten sind für die Danube Flats mitverantwortlich, die sich unweit der U-Bahn-Station Kaisermühlen befinden. Im Interview sprechen sie über das Gebäude, Herausforderungen und Karriererückschläge.

Sollte Andreas Schmitzer am 16. Jänner anlässlich seines 60. Geburtstags auf seine Karriere zurückblicken, dann dürften ihm nicht zuletzt die Danube Flats in den Kopf kommen. „Wenn man ganz ehrlich ist, dann muss man natürlich sagen, dass die Dauer von dem Projekt außergewöhnlich gewesen ist“, blickte er im Interview mit VIENNA.at für Immoinsights zurück. Was war die größte Herausforderung dabei? Wir haben nachgefragt.

Wie viele Arbeitsstunden stecken in diesem Gebäude?

Andreas Schmitzer: (lacht) Auweia, das ist schwierig. Es hat vom ersten Wettbewerb bis zur Fertigstellung insgesamt zwölf Jahre gedauert und es gab vielleicht zwei oder drei Jahre, in denen weniger zu tun war. Ich kann sicher sagen, dass zehn Jahre daran gearbeitet worden ist und immer zwischen fünf und 20 Leute am Projekt gearbeitet haben. Es ist…

Maria Planegger: …mehr als man ursprünglich erwartet hat. Die Länge ist natürlich auch die Herausforderung.

Schmitzer: Aber das dürfen Sie nicht so eng sehen, weil das nur die Architekten sind und es eine riesige Armada an Fachplanern für so etwas gibt. Das ist einerseits gut, weil das natürlich bei vielen Themen eine hohe Expertise darstellt. Sie haben dann einen Fassadenplaner und Brandschutzplaner und so weiter. Das macht es im Endeffekt aber auch schwieriger zu koordinieren. Aber das ist meines Erachtens angenehmer als kleine Bauvorhaben, wo das eingespart wird und man als Architekt für alles geradestehen muss, selten Fachleute einbinden kann und eigentlich mehr oder weniger gezwungen ist, die Verantwortung allein zu übernehmen, auch wenn man das gar nicht unbedingt anstrebt.

Was war im Entstehungsprozess die größte Herausforderung?

Planegger: Prinzipiell alle Wünsche unter einen Hut zu bringen. Die Wünsche der Stadt, der Anrainer und natürlich des Bauherrn.

Schmitzer: Das war das Politische und das Technische ist wahrscheinlich, dass der Bauplatz extrem schwierig ist, weil die Autobahn, die Reichsbrücke und die U-Bahn direkt angrenzend sind und dadurch natürlich viele Side Effects wie Setzungen zu berücksichtigen sind. Das alles zu lösen war technisch eine echte Herausforderung, weil die Reichsbrücke gehoben werden musste, damit die Mitnahmesetzungen (bei denen der Boden nach unten wandert, Anm.) verhindert werden. Ein paar Millimeter Abweichung bei den Gleisen und dann steht die U-Bahn und das durfte nicht passieren. Das war technisch sicher das Schwierigste, aber ist natürlich hauptsächlich für die Statik ein Thema gewesen.

Wie ist Ihr erstes Projekt verlaufen?

Schmitzer: Auch gut und sehr spannend.

Planegger: Es gibt eigentlich bei jedem Projekt irgendetwas, das eine technische Herausforderung ist.

Schmitzer: Und das ist wahrscheinlich das, was unser Büro auch ausmacht. Bei einem der ersten Projekte haben wir zum Beispiel mit dem Hersteller eine passive Solarfassade entwickelt und es war zwar nur ein Einfamilienhaus, aber es waren 20 Quadratmeter Solarfassade, die ein Jahr getestet worden ist. Da ist am Schluss ein Produkt rausgekommen, das in Serie ging.

Gab es eigentlich auch Rückschläge, die Sie in ihrer Karriere erlebt haben?

Schmitzer: Ja, natürlich. Wir sind jetzt bei ungefähr 500 Projekten und wenn man sich anschaut, wie viele wirklich hochqualitativ umgesetzt worden sind, gibt es viele Rückschläge, aber das ist typisch für das Architekturbusiness. Man macht tolle Entwürfe und es wird leider nicht alles gebaut. Und oft scheitert es einfach aus ganz unterschiedlichen Gründen, wir haben schon die verrücktesten Geschichten gehabt.

Zum Beispiel?

Planegger: Finanziell...

Schmitzer: Das Finanzielle natürlich, Scheidungen haben wir schon oft gehabt und einer ist einmal ins Gefängnis gekommen, da war ein Weitermachen auch nicht mehr möglich (lacht). Es ist teilweise echt lustig. Das Leben kommt einfach dazwischen, anders kann man es gar nicht sagen. Da kann man die tollsten Entwürfe haben und er hat dann gesagt: "Es tut mir Leid, aber ich bin die nächsten drei Jahre nicht da, wir müssen aufhören." Und dann gibt es natürlich ganz normale Unzulänglichkeiten, dass Leute sich finanziell total übernehmen, oder dass Firmen in Konkurs gehen, was ganz oft passiert. Das glaubt man gar nicht, wenn man nicht in der Branche ist, wie oft das vorkommt.

Könnte man sagen, dass das Projekt der Danube Flats die Krönung Ihrer Karriere ist?

Schmitzer: Wenn man ganz ehrlich ist, dann muss man natürlich sagen, dass die Dauer von dem Projekt außergewöhnlich gewesen ist. Und wenn man davon ausgeht, dass ein anderes Projekt in der gleichen Größenordnung schneller geht, dann schaffen wir das noch, aber sonst wird es irgendwann einmal schwierig. Weil die Karriere ist natürlich auch altersmäßig begrenzt. Das liegt in der Natur der Sache.

Planegger: Aber jetzt sind wir Profis, jetzt werden wir natürlich noch schneller (lacht). Aber man muss sagen, es liegt wirklich Demut vor und man ist stolz, wenn man so etwas umsetzen darf.

(BP/Red)

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