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Arbeitszeit der Spitalsärzte: Ambulante Versorgung zurückfahren

Die Arbeitszeit der Spitalsärzte wurde reduziert.
Die Arbeitszeit der Spitalsärzte wurde reduziert. ©APA
Die Verkürzung der Arbeitszeiten der Spitalsärzte wird laut Ärztekammer-Präsident Artur Wechselberger  dazu führen, dass die ambulante Versorgung in Österreichs Spitälern zurückgefahren werden muss.
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An die Politik appelliert Wechselberger, ihre Verantwortung wahrzunehmen und die Versorgungssicherheit wieder herzustellen. Hauptverbands-Chef Peter McDonald appellierte an das Verantwortungsbewusstsein der Ärzte.

Spitalsärzte arbeiten nur mehr 48 Stunden

Bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Präsentation des Jahrbuches “Gesundheitspolitik und Gesundheitswirtschaft in Österreich 2014” warf Wechselberger der Politik vor, unvorbereitet auf die von der EU erzwungene Umsetzung der mit 1. Jänner in Kraft getretenen Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit für die Spitalsärzte auf 48 Stunden gewesen zu sein. Die Situation führe nun dazu, dass die ambulante Versorgung in den Spitälern zurückgefahren werden müsse. Das würde zwar an sich dem Konzept entgegenkommen, die Leistungen von den Spitälern in den niedergelassenen Bereich zu verlagern. Für den Ärztekammer-Präsidenten stellt sich allerdings die Frage, wo die Ressourcen für den niedergelassenen Bereich sind. Die Zahl der Vertragsärzte sei gesunken.

Für Wechselberger ist die Versorgungssicherheit “das oberste Gebot”. Den Ärzten müssten die Einkommensverluste abgegolten werden. Es gehe aber nicht nur um Finanzmittel, sondern auch um die Wertschätzung aller Mitarbeiter, nicht nur der Ärzte, um diese zu motivieren, ihre Leistungen auch tatsächlich erbringen zu können, meinte Wechselberger. Er appellierte deshalb an die Spitalsträger, ihre Mitarbeiter und deren Bedürfnisse ernst zu nehmen.

Versorgungssicherheit wiederherstellen

In einer Aussendung forderte der Ärztekammer-Präsident zudem die Politik eindringlich auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und die Versorgungssicherheit durch die Spitäler wiederherzustellen. Weitere Verzögerungen in den Verhandlungen würden gravierende Defizite nach sich ziehen, etwa lange Wartezeiten in Spezialambulanzen oder die Verschiebung bereits geplanter Operationen. “Das ist nicht im Interesse der Ärzteschaft, und ganz sicher nicht im Interesse unserer Patientinnen und Patienten”, so Wechselberger.

Der Vorsitzende im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Peter McDonald, appellierte hingegen an das “Verantwortungsbewusstsein der Ärzte”. Er baue darauf, dass die Ärzte ihre “Forderungen nicht vor das Wohl der Patienten stellen”, sagte McDonald bei der Podiumsdiskussion.

Gesundheitsreform in Österreich

In Sachen Gesundheitsreform war man sich einig, dass es nun auf die Umsetzung ankomme. McDonald meinte zwar: “Wir sind in Österreich Analyseriesen und Umsetzungszwerge.” Er verwies aber auf die demnächst startenden Pilotprojekte für die geplante neue Primärversorgung und zeigte sich zuversichtlich, dass diese Reform den Patienten mehr bringen werde als frühere. Etwas skeptischer zeigte sich Wechselberger, der ebenfalls meinte, dass Österreich “stark im Erstellen theoretischer Konzepte” sei. Wenn die Primärversorgung neue Zentren bringe, dann ist das für den Ärztekammer-Präsidenten “der falsche Weg”. Der Sprecher der Patientenanwälte, Gerald Bachinger, verwies darauf, dass der Patient immer “das schwächste Glied” in der Kette sei. Einschränkungen würden zwar auch die Ärzte spüren, am meisten zu leiden hätten aber die Patienten.

Das vom Pharmakonzern sanofi-aventis herausgegebene Gesundheits-Jahrbuch ist heuer zum sechsten Mal erschienen. Es gibt einen Überblick über die Entscheidungen und Entwicklungen der Gesundheitspolitik sowie die Veranstaltungen im vergangenen Jahr. (APA)

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