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Arbeitsmarkt weiter ungünstig

Wirtschaftslage bleibt schlecht. Symbolfoto &copy Bilderbox
Wirtschaftslage bleibt schlecht. Symbolfoto &copy Bilderbox
Oberösterreich und Salzburg wuchsen 2003 am dynamischsten - NÖ, Wien mit geringster Expansion - Unter Schlusslichtern ist auch die Steiermark.

Oberösterreich und Salzburg haben im Vorjahr unter allen Bundesländern das stärkste Wachstum aufgewiesen, während Niederösterreich und Wien beim regionalen BIP die geringste Expansion aufwiesen. Dies ergab die jüngste Länder-Konjunkturbetrachtung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo). Kärnten und Burgenland lagen über dem Durchschnitt, in Tirol und Vorarlberg bremste sich die Dynamik ab, und die Steiermark zählte wegen eines Rückgangs im ersten Halbjahr ebenfalls zu den Schlusslichtern.

Wifo stellt West-Ost-Gefälle fest
Mit +2,2 und +2 Prozent wiesen Oberösterreich und Salzburg gemessen an der Bruttowertschöpfung ein besonders starkes Wachstum auf. Dagegen legte sie im gesamtösterreichischen Schnitt im Vorjahr nur um 0,9 Prozent zu, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,7 Prozent. Dabei stellte das Wifo ein West-Ost-Gefälle fest: Im Westen setzte sich der Kurs eines mäßigen Wachstums fort (+1,6 Prozent). Während sie sich im Süden (+0,7 Prozent) zur Jahresmitte ein wenig belebte, blieben im Osten (+0,5 Prozent) die Erholungskräfte zu schwach.

Tirol und Vorarlberg legten zu
In Tirol (+0,7 Prozent) und Vorarlberg (+0,7 Prozent) verlangsamte sich die Dynamik im Vergleich zum Jahr davor deutlich, da die Sachgüterproduktion und der Tourismus weniger Impulse erhielten. Im Süden verzeichnete Kärnten (+1,5 Prozent) im gesamten Jahresverlauf eine überdurchschnittliche Expansion der Bruttowertschöpfung, während in der Steiermark erst in der zweiten Jahreshälfte eine Erholung einsetzte; das Jahresergebnis der steirischen Wirtschaft fiel aber wegen des Rückgangs im 1. Halbjahr sehr mäßig aus (+0,3 Prozent).

Wien Schlusslicht bei Wirtschaftsdynamik
Im Osten war das Wachstum im Burgenland (+1,4 Prozent) nach Angaben des Wifo vom Dienstag zwar weiterhin überdurchschnittlich, die Auftriebskräfte verstärkten sich aber nicht weiter. In Niederösterreich und Wien trat im Sommer eine Belebung ein, ohne im Jahresergebnis eine entscheidende Positionsverbesserung zu bewirken (Niederösterreich +0,6 Prozent). Wien (+0,3 Prozent) wies gemeinsam mit der Steiermark die geringste Wirtschaftsdynamik auf.

Belebung beschränkt sich auf nur wenige Branchen
Auch 2003 wurde der regionale Konjunkturverlauf weitgehend durch die Sachgüterproduktion bestimmt, die sich im Sommer etwas erholte, nachdem die Umsätze zwei Jahre hindurch stagniert hatten oder gesunken waren. Die Belebung beschränkte sich auf einige wenige Branchen, vor allem solche mit überwiegend höherqualifizierten Arbeitskräften (Technologie- und Verarbeitungssektor). Die Lage – ein unterschiedlicher Zugang zu Auslandsmärkten – habe dagegen keine Rolle gespielt. Deshalb habe sich in der Industriekonjunktur auch kein Muster nach Großregionen (Westen, Süden, Osten) ergeben.

Vielmehr habe sich die Produktionsentwicklung zur Jahresmitte vor allem in jenen Bundesländern verbessert, in denen der Technologie- und Verarbeitungssektor überdurchschnittliches Gewicht hat (Wien, Steiermark, Kärnten, Oberösterreich, Salzburg). Oberösterreich, Salzburg und Kärnten erzielten auch das beste Jahresergebnis, während in der Steiermark und in Wien die Jahresumsätze durch eine deutliche Rezession in der ersten Jahreshälfte gedrückt wurden. Auch in Vorarlberg sanken die Umsätze der Sachgüterproduktion.

Bau und Energie als Wachstumsstützen
Bau und Energie waren laut Wifo die wichtigsten Wachstumsstützen der gesamtösterreichischen und der regionalen Konjunktur einiger Bundesländer. Insbesondere in Salzburg und Oberösterreich habe die Bauwirtschaft ihre Aufwärtsentwicklung verstärkt; auch in Wien sei sie eine der wenigen Konjunkturmotoren geblieben. Der Energiesektor habe vor allem das Wachstum in Kärnten und Salzburg gestützt und in der Steiermark und Tirol ein noch ungünstigeres Gesamtergebnis verhindert.

Osten bei Tourismus stark
Für den Tourismus sei 2003 erneut erfolgreich verlaufen. Die Zahl der Ankünfte stiegen um 2,8 Prozent, die Übernachtungen um 0,9 Prozent. Marktanteile gewonnen habe dabei die Hotellerie vor allem auf den Nahmärkten, die angesichts erhöhter Reiserisiken zunehmende Bedeutung erlangen würden. Wien, Salzburg und die „Kulturhauptstadt“ Graz hätten als Städtetourismus-Ziele profitiert, nicht jedoch Innsbruck. Zuwächse gab es demzufolge Dank der Lagevorteile gegenüber Ost-Mitteleuropa in Regionen im Osten und Süden. Für die klassischen Tourismusgegenden im Westen fiel das Ergebnis dagegen weniger günstig aus.

Arbeitsmarkt weiter ungünstig
Die Lage auf dem heimischen Arbeitsmarkt war vor dem Hintergrund der Konjunkturschwäche weiterhin ungünstig. Die Zahl der unselbständig Beschäftigten war 2003 um nur 0,2 Prozent höher als im Vorjahr. Die Beschäftigungsentwicklung folgte laut Wifo weitgehend dem Konjunkturmuster: leichte Vorteile für den Westen, kein nennenswertes Wachstum im Osten (ausgenommen Burgenland). Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 3,3 Prozent, sodass die Quote gemäß AMS-Definition auf 7 Prozent wuchs (nach Eurostat 4,4 Prozent).

Beeinflusst wurde die Arbeitslosigkeit von der Nachfrageschwäche und von Angebotsfaktoren. Ein höheres Angebot an ausländischen Arbeitskräften führte laut Wifo insbesondere in den Großstädten und ihren Umlandregionen zu einer Zunahme der Arbeitslosigkeit. Dangegen dürften die Folgen der Neuregelung für den Bezug von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit von Frauen im ländlichen Raum beigetragen haben. Oberösterreich und Kärnten waren die einzigen Bundesländer, in denen sich die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich verringerte.

Redaktion: Claus Kramsl

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