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Arbeitslosenquote im März im Vergleich zum Vorjahr im Plus

Die Arbeitslosenquote im März 2024.
Die Arbeitslosenquote im März 2024. ©APA/EVA MANHART (Symbolbild)
Im März 2024 ist die Arbeitslosenquote im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres um 0,7 Punkte auf 6,9 Prozent gestiegen.

Per Monatsultimo waren 369.640 Personen beim AMS vorgemerkt, 291.468 davon arbeitslos gemeldet, 78.172 Personen nahmen an AMS-Schulungen teil. Das teilte das Arbeitsministerium am Dienstag mit. Saisonbedingt geht die Arbeitslosigkeit derzeit insgesamt zurück, doch der AMS-Chef sieht "eine besonders schlechte Entwicklung".

"Die Zahl der beim AMS als arbeitslos oder in Schulung vorgemerkten Personen lag Ende März 2024 um fast 36.000 Personen bzw. rund 11 Prozent über dem Vergleichstag im Vorjahr", rechnete AMS-Chef Johannes Kopf vor. "Es ist dies für einen Stichtag, der noch dazu heuer auf den an sich für die Beschäftigung günstigen Ostersonntag fiel, eine besonders schlechte Entwicklung."

Österreich befinde sich offenbar noch immer deutlich in der Rezession, so der Fachmann. "Anders als vor einem Jahr, als uns die Prognosen nur einen kurzen Konjunktureinbruch vorhersagten, glaube ich auch nicht mehr an eine rasche Erholung im Sinn eines baldigen Sinkens der Arbeitslosigkeit in Österreich." Firmen hätten aufgrund der hierzulande hohen Inflation nicht nur Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, sondern auch noch personelle Überkapazitäten. "Selbst wenn das Wachstum wieder kommt, wird die Arbeitslosigkeit wohl erst verspätet sinken", analysiert Kopf.

Etwas höhere Arbeitslosigkeit im März

"Im Vergleich zu den Jahren vor Ausbruch der Covid-Pandemie ist das ein niedriger Wert", kommentierte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) die neuesten Arbeitsmarktdaten. "Die aktuell etwas höhere Arbeitslosigkeit als im März 2023 ist vor allem ein Resultat des wirtschaftlich herausfordernden Umfelds."

Die Arbeitslosenquote lag im Vergleichsmonat 2019, vor Ausbruch der Corona-Pandemie, bei 7,5 Prozent. 2020 waren es 12,3 Prozent, 2021 bei 9,3 Prozent, 2022 6,3 und vor einem Jahr 6,2 Prozent. Es zeige sich aktuell "nach wie vor eine relativ hohe Dynamik in Bereichen des österreichischen Arbeitsmarkts", so Kocher. Bereiche wie der Bau oder der Handel haben diese Dynamik derzeit beispielsweise nicht so sehr.

Insgesamt zeige sich der österreichische Arbeitsmarkt "nach wie vor relativ resilient", hieß es in der Aussendung des Regierungspolitikers. Positiv sei, dass die Zahl der am Arbeitsmarkt unselbstständig beschäftigten Personen mit 3,956.000 nach wie vor sehr hoch sei. Es seien im März um 6.000 Personen mehr beschäftigt gewesen als vor einem Jahr.

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Arbeiterkammer verwies auf ansteigende Langzeitbeschäftigungslosigkeit

Die Arbeiterkammer (AK) verwies auf eine wieder ansteigende Langzeitbeschäftigungslosigkeit. Menschen mit gesundheitlichen Problemen und Ältere seien hiervon besonders betroffen. Zudem würden finanzielle Schwierigkeiten von Haushalten, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, zunehmen. "Arbeitslosigkeit darf keinesfalls zu Armut führen", so AK-Chefin Renate Anderl. "Das bereits jetzt schlechte Verhältnis zwischen Arbeitslosengeld und vorangegangenem Einkommen, die fehlende Angleichung an die Teuerung und die völlige Entwertung der Familienzuschläge, die seit 2001 nicht mehr angepasst wurden, erhöhen im Falle des Jobverlusts massiv die Armutsgefährdung."

Beim Positiven verwies Kocher hingegen vor allem auf ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 60 Jahre. In dieser Gruppe habe es zuletzt im Jahresvergleich einen Beschäftigungszuwachs von rund 9 Prozent (oder 14.844 Personen) auf 181.546 Menschen gegeben.

"Bemerkenswert" sei auch, "dass es durch die effektive Vermittlung des AMS gelungen ist, die Verweildauer in Arbeitslosigkeit der beim AMS gemeldeten Personen innerhalb eines Jahres um weitere vier Tage zu reduzieren", so der Politiker. Die durchschnittliche Verweildauer beim AMS im ersten Quartal des Jahres 2023 sei bei 108 Tagen gelegen. Dieser Wert sei mittlerweile auf 104 Tage gesunken.

Allerdings ist die Zahl der offenen Stellen auch neuerlich nach oben gegangen, so der ÖVP-Wirtschaftsbund in seiner monatlichen Erhebung. Nach 178.541 im Februar seien es im März 184.811 unbesetzte Jobs gewesen. Auch Kocher spricht von einer "in einigen Bereichen hohen Arbeitskräftenachfrage". Laut dem Fachkräftebarometer des Arbeitsministeriums und des AMS sind etwa im Bereich Elektroinstallation gut 3.200 Stellen offen und gut 2.000 Jobs als Köchin oder Koch. Eine Linderung soll insgesamt und in speziellen Bereichen eine Verstärkung der Arbeitsbewilligungen über Rot-Weiß-Rot-Karten erfolgen.

"Die Regierung muss endlich gegensteuern", forderte auch NEOS-Sozial- und Wirtschaftssprecher Gerald Loacker. Es brauche die Umsetzung einer Lohnnebenkosten-Senkung, nicht nur Gespräche darüber. In der laufenden Frühjahrslohnrunde würde ein solcher Schritt "Druck aus den Verhandlungen nehmen".

SPÖ und FPÖ greifen Regierung scharf an

Bei den beiden großen Oppositionsparteien SPÖ und FPÖ haben die neuesten, gestiegenen Arbeitslosenzahlen massive Angriffe auf die türkis-grüne Bundesregierung ausgelöst. Aus Sicht der Sozialdemokraten herrsche Untätigkeit, so Sozialsprecher und FSG-Chef Josef Muchitsch. Die Freiheitlichen sehen im zuständigen Arbeits- und Wirtschaftsminister einen "Schwadroneur", so Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch.

Muchitsch nahm den Ball einer Aussage von AMS-Chef Johannes Kopf auf, wonach es eine "besonders schlechte Entwicklung" gebe und heimische Unternehmen "aufgrund der hohen Inflation Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt" hätten. Muchitsch: "Den Preis für Untätigkeit der Regierung gegen die Rekordteuerung zahlen jetzt alle doppelt und dreifach in Form von Rekordpreisen, Rezession und Arbeitslosigkeit."

"Die Liste der Problemfelder wird immer länger", so der rote Parlamentarier. "Ich kann nicht verstehen und nicht akzeptieren, dass die Regierung das immer noch nicht als Alarmsignal wahrnimmt, sondern so wie ÖVP-Arbeitsminister Kocher immer noch versucht, die dramatische Entwicklung schönzureden." Die Regierung habe "plan- und ziellos Milliarden an Unternehmen verteilt, zuletzt über den Energiekostenzuschuss II. Das hat, weil bedingungslos ausbezahlt, keinen Preis gesenkt, nicht Investitionen und Beschäftigung gefördert, sondern nur die Unternehmensgewinne zusätzlich subventioniert", so Muchitsch. "Wirtschafts- und arbeitsmarktpolitisch ist diese Regierung auf Geisterfahrt. Sie sind nicht nur auf der falschen Spur, sondern in die falsche Richtung unterwegs."

"ÖVP-Arbeitsminister Kocher ist lediglich ein neoliberaler Schwadroneur ohne echten und ehrlichen Gestaltungswillen", teilte die Freiheitliche Belakowitsch aus. "Seine schrankenlose Zuwanderungspolitik unter anderem in Form einer Aufweichung der Rot-Weiß-Rot-Karte, die nach wie vor von ÖVP und Grünen verursachte hohe Inflation, der anhaltende Anstieg der Insolvenzen in unserem Land sowie die sehr spät und wenig nachhaltige Bauoffensive sind die Hauptursachen für diese hohen Arbeitslosenzahlen." Diese negative Entwicklung versuche der ÖVP-Minister "wieder einmal schönzureden, indem er lediglich von 'einem wirtschaftlich herausfordernden Umfeld' spricht".

Über die Rot-Weiß-Rot-Karte solle nicht "noch mehr Arbeitsmigranten" Tür und Tor geöffnet werden, forderte Belakowitsch. Das wäre "verantwortungslos", verwies sie auf die angestiegene Ausländer-Arbeitslosigkeit.

"Irgendetwas stimmt hier nicht", kommentierte auch ÖGB-Geschäftsführerin Ingrid Reischl. "Die Arbeitslosigkeit in Österreich steigt weiter und gleichzeitig verlangt die Wirtschaft nach immer mehr Fachkräften aus Drittstaaten." Etwa im Tourismus brauche es schlicht bessere Arbeitsbedingungen, es werde dort nicht umsonst so oft nach Personal gesucht, verwies sie auch auf kürzliche Kontrollen in Skigebieten, bei denen Verstöße wie etwa illegale Beschäftigung aufgedeckt wurden. Grundsätzlich müsse das Arbeitslosenentgelt - die sogenannte Nettoersatzrate teuerungsbedingt auf 70 Prozent des Letztbezugs angehoben werden.

"Es ist höchst an der Zeit, Maßnahmen zu setzen, die den Faktor Arbeit entlasten und den Wirtschaftsstandort stärken", hieß es von Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV). Alle Potenziale für eine Senkung der Lohnnebenkosten seien tatsächlich zu nutzen, um den Arbeitsstandort zu entlasten, ohne die hohen sozialen Standards in Österreich zu berühren. Potenzial sieht die IV im Arbeitslosenversicherungsbeitrag, der mit 5,9 Prozent mehr als doppelt so hoch sei als in Deutschland, oder an eine Senkung des Beitrages zum Familienlastenausgleichsfonds (FLAF), der von Seiten der Unternehmen 3,7 Prozent beträgt. "Eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes würde hingegen Inaktivität fördern", hielt die IV dem ÖGB entgegen.

(APA/Red)

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