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Arbeiten im Flüchtlingscamp: Im Gespräch über Moria

Maria Fellinger hat mit VIENNA.at über die Arbeit in Moria gesprochen.
Maria Fellinger hat mit VIENNA.at über die Arbeit in Moria gesprochen. ©AP
Maria Fellinger war von Juli bis September in Griechenland. Sie half im Flüchtlingscamp Moria mit. Mit VIENNA.at sprach sie über ihre Arbeit dort, Eindrücke aus dem Camp und was jeder und jede Einzelne mit der Situation zu tun hat.

Von Juli bis September verbringt Maria Fellinger den Sommer 2020 in Griechenland - nicht beim Strandurlaub, sondern im Flüchtlingscamp Moria. Dort unterstützt sie eine größere griechische NGO: Sie hilft bei der Unterbringung der Menschen, verteilt Non-Food-Items, kümmert sich um die Menschen. Mit VIENNA.at sprach sie über die Zeit dort.

"Die ersten Eindrücke sind Geruchswahrnehmungen", so Maria Fellinger. 2020 war bereits ihr dritter Einsatz in einem Flüchtlingscamp in Griechenland. Seit 2015 beschäftigt sie sich mit der Thematik, 2018 war sie erstmals dort. Seither ist es ihr ein Anliegen, sich weiterhin dort einzusetzen. Sie will "ein klein wenig mehr Hoffnung und Würde in die Situation der Menschen bringen". Aber zurück zum Anfang - dem Geruch. Was Maria als Erstes wahrnimmt, ist der Geruch von Müllbergen und nicht funktionierenden Abwassersystemen. Erst dann nimmt man wahr, wo man ist: zwischen Zelten in slamartigen Zuständen. Sie ist in Moria angekommen.

Situation in Moria: "Das Leid der Welt kondensiert sich dort"

Sie unterstützt eine größere griechische NGO. Sie verteilt Non-Food-Items, kümmert sich um die Menschen dort - "manchmal verbringt man einfach einen Tag damit zu diskutieren". „Ganz, ganz schnell kommst du drauf, dass du nicht viel tun kannst, weil du ständig nein sagen musst – nein wir haben kein Gewand für dich, nein wir haben keine Schuhe für dich, nein wir haben halt nicht genug. Die Situation ist schlecht, aber wir versuchen unser Bestes", so die 23-Jährige.

Maria beschreibt die Situation in Moria so: "Das Leid der Welt kondensiert sich dort". Sie selbst hat in dieser Zeit die unterschiedlichsten Gefühle durchlebt: Wut auf die Menschheit, Wut auf die Situation, Schuldbewusstsein, Scham für den Umgang mit den Menschen, Überforderung, Hilflosigkeit. Man werde dabei ganz klein und demütig, so Maria. Und: „Irgendwann fängt man an, sich selbst nicht mehr zu mögen, weil man ständig Nein sagen muss".

Schönheit zwischen Schwere und Traurigkeit

Neben all der Schwere und Traurigkeit, gab es dennoch auch schöne Dinge zu entdecken. Sonnenblumen, die im Camp angebaut wurden, Gastfreundschaft und den Reichtum an unterschiedlichsten, starken Menschen: "Professoren aus Syrien, Schneider aus Afghanistan, Menschen, die bei der World Bank gearbeitet haben".

Auch in Österreich war Moria immer wieder Thema von Debatten. "Es heißt oft, es wird so emotionalisiert, wir sollten nicht von Frauen und Kindern sprechen. Aber die Fakten gehören benannt: Es sind Menschen, es handelt sich um Familien", so Maria. Sie wünscht sich, dass tatsächlich mehr über Menschen gesprochen wird und auch das Verständnis, dass Entscheidungen und politische Wünsche in Österreich, Konsequenzen für diese Menschen in anderen Ländern haben. "Was habe ich dafür getan, dass ich dort geboren bin, wo ich geboren wurde?" Das scheint hier eine Schlüsselfrage zu sein.

Maria betont auch: Jeder und jede einzelne - auch hier in Österreich - kann an der Situation mitwirken. So kann man als Einzelperson etwa Kontakt mit Organisationen aufnehmen, "vielleicht einmal Geld locker machen", große Narrative hinterfragen und die Gesprächskultur im Freundeskreis verändern.

Neue Podcast-Folge von "Heast, OIDA" online

Das gesamte Gespräch gibt es in unserer neuen Folge von "Heast, OIDA" nachzuhören:

(Red)

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