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Arbeit und Nahversorgung in einem Paket

Schlins - Die Post-Partnerstelle in Schlins - betrieben von der gemeinnützigen "aqua mühle frastanz" - sorgt nicht nur für die "postalische Nahversorgung" der 2300-Einwohner Gemeinde, sondern nutzt diese Servicestelle auch als Ausbildungsplatz für arbeitssuchende Menschen.

Nicht wenige konnten die Poststelle als Sprungbrett zurück in das Berufsleben nutzen.

Im Sommer 2005 stand das Schlinser Postamt vor der Schließung. Bürgermeister Mag. Harald Sonderegger gelang es, gemeinsam mit Alt-Landtagsvizepräsident Günter Lampert die aqua mühle frastanz als neuen „Postpartner” zu gewinnen.
Das Konzept dieser gemeinnützigen Organisation versprach dabei, mehr als nur die wichtigsten Dienstleistungen eines Postamtes anzubieten. Die „Außenstelle Schlins” der aqua mühle wurde gleichzeitig genutzt, um Menschen, die bis dato schon mindestens sechs Monate auf Arbeitssuche waren, eine auf acht Monate befristete Arbeitsstelle anzubieten.
„Solche Transitarbeitsplätze sind wichtig, damit die Betroffenen wieder in einen Arbeitsrhythmus finden, eine sinnvolle Aufgabe erhalten und dabei Selbstvertrauen zurückgewinnen können”, erläutert DSA Thomas Vogel, der Geschäftsführer der aqua mühle frastanz. Gerade für Frauen und Männer mit mittleren und höheren Qualifikationen sind solche Transitplätze besonders rar.

Nach Einschulung durch die projektverantwortliche aqua-Ausbildnerin Antje Walch führen jeweils zwei Personen in abwechselnden Schichten die Geschäfte der Poststelle: Briefe annehmen, Pakete ausgeben und weiterleiten, Nachsendeaufträge bearbeiten, den Zahlungsverkehr für PSK Kunden managen, eingeschriebene Briefe, Info-Mails und EMS-Sendungen managen – all das und noch viel mehr gehört zum „täglichen Geschäft”. Im bisherigen Spitzenmonat – dem Dezember im Vorjahr – wurden in der Poststelle allein 7000 Briefe und über 500 Pakete abgegeben bzw. abgeholt.

Exaktes Arbeiten und genaue Buchführung sind dabei Grundbedingungen. Das Vertrauen, das den Mitarbeiterinnen entgegengebracht wurde, wurde auch nie enttäuscht. „Aber Höflichkeit und die Bereitschaft, sich mit den Menschen auszutauschen, gehören ebenfalls dazu, wenn man das Ziel einer hohen Kundenzufriedenheit erreichen will”, berichtet Antje Walch.
Und dass das Konzept aufgegangen ist, bestätigt auch Bürgermeister Sonderegger: „Die aqua mühle frastanz und ihre Mitarbeiterinnen haben sich als sehr zuverlässige Partner erwiesen und ich höre von den Schlinserinnen und Schlinsern nur Gutes über unseren Post.Partner”.
Natürlich wird die Poststelle auch als kleine Kommunikations-Drehscheibe genutzt. Dienlich ist dabei, dass in der Poststelle auch Wäsche angenommen wird, welche in der aqua-Wäscherei gewaschen und perfekt gebügelt wird: Ebenfalls ein Projekt zur Unterstützung von Arbeitsuchenden. Und schließlich wird in der Post-Partnerstelle Kunsthandwerk aus dem „aqua Kunstraum” zum Kauf angeboten.

Bislang elf Menschen – zehn Frauen und ein Mann – haben in der Post-Partnerstelle der aqua in Schlins seit Oktober 2005 eine neue Chance bekommen, und diese auch genutzt. „Alle Neune”, welche die acht Monate in der Poststelle bereits absolviert haben, konnten danach eine fixe Arbeitsstelle finden. Und die zwei Damen, die derzeit den „Post-Laden schupfen”, haben ebenfalls beste Aussichten.

„Ich bin gegen Postamtschließungen”, stellt Antje Walch klar. Sie weiß, dass mit dem Zusperren von Postämtern immer auch die Gefahr verbunden ist, dass Menschen ihre Arbeit verlieren – was für die Betroffenen gerade „in Zeiten wie diesen” schwerwiegende Folgen mit sich bringen kann.
Aber bevor ein Postamt wirklich ersatzlos aus einem Ort verschwindet, wäre das Modell Schlins sicher ein Denkanstoß.

Quelle: Gemeinde Schlins / aqua mühle frastanz

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