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Arafat geht es „deutlich besser“

Dem in einem französischen Militärkrankenhaus behandelten palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat geht es nach Angaben aus seiner Delegation vom Montag „deutlich besser“.

Der Zustand Arafats, der auf eine eventuelle Blutkrankheit untersucht wird, sei stabil. „Wir sind jetzt zuversichtlicher und beruhigter, was die Gesundheit des Präsidenten angeht“, sagte ein nicht namentlich genannter hoher Vertreter. „Wir hoffen, dass in zwei Tagen alle Untersuchungen abgeschlossen sein werden.“ Arafat war am Freitag über Jordanien in das Percy-Hospital in Clamart bei Paris geflogen worden.

Das Exekutivkomitee der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) hatte am Samstag zur „Einheit aller palästinensischen Kräfte“ aufgerufen und Arafat unverbrüchliche Treue bekundet. In einer Erklärung, die vom Generalsekretär des Exekutivkomitees, Mahmud Abbas (Abu Mazen), nach einer Sitzung in Ramallah verlesen wurde, hieß es: „Wir appellieren an alle Kräfte und Fraktionen unseres Volkes, sich zu vereinigen und in verantwortungsvoller Weise zusammenzuarbeiten, um das Vaterland zu schützen und alle Versuche zu vereiteln, ihm Schaden zuzufügen“. „Wir beten zu Gott, dass Er unseren Führer wieder gesund werden und zu seinem Volk zurückkehren lässt, das ihn noch sehr braucht“, sagte Abbas.

Arafats Sessel blieb leer. Geleitet wurde die Sitzung Abbas und Ministerpräsident Ahmed Korei (Abu Ala). Arafats drei Führungsfunktionen sind der Vorsitz des PLO-Exekutivkomitees, sowie jener der Selbstverwaltungsbehörde („Palästinensische Nationale Autorität“) und der Fatah, der stärksten PLO-Fraktion.

Der prominente israelische Autor David Grossman schrieb unterdessen in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag-Ausgabe): „Israel ist derzeit in Verlegenheit: Bisher hat (Ministerpräsident) Ariel Sharon Arafat als Hauptausrede benutzt, um direkte Verhandlungen mit den Palästinensern zu vermeiden. ’Es gibt keinen Partner’ lautete das Motto (…) Eigentlich hätte Israel gerade umgekehrt denken und handeln sollen. Nur während Arafat an der Macht war, gab es einen Partner für ein echtes Abkommen. Wer weiß, wieviel Zeit jetzt vergehen wird, bis Arafats Nachfolger die Lage im Griff hat, und wie lange es danach noch dauert, bis er sich sicher genug fühlt – und ausreichend Autorität und Respekt bei seinem Volk gesammelt hat -, um die harten Verzichte leisten zu können, die ein wahres Friedensabkommen erfordert? (…) Israel könnte jetzt, zu spät, entdecken, dass eine große Chance vertan wurde, als man Arafat in diesen kritischen Jahren ignorierte und demütigte“.

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