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Araberinnen wollen Angelinas Lippen

Die üppigen Lippen von Hollywoodstar Angelina Jolie und der Busen des arabischen Sexsymbols Haifa Wehbe sind derzeit die Renner.  

Arabische Frauen pilgern scharenweise in libanesische Kliniken, um sich unters Messer zu legen. Das Geschäft mit der Schönheit boomt im Libanon, das sich zum Mekka der Plastischen Chirurgie im Nahen Osten entwickelt hat.

„Der Boom begann im Jahr 2000“, berichtet der Schönheitschirurg Tony Nassar, Besitzer einer Klinik für Plastische Chirurgie in Beirut. Inzwischen kommen ganze Horden von Männern und Frauen aus den ölreichen arabischen Golfstaaten. Sie lassen sich im Libanon die Nase richten, den Po straffen oder die Brüste vergrößern. Angelockt werden sie vom guten Ruf der libanesischen Schönheitschirurgen und ihren im internationalen Vergleich günstigen Preisen.

An der Klinik von Elias Shammas haben 50 plastische Chirurgen alle Hände voll zu tun. „Sechzig Prozent unserer Kunden kommen aus dem Libanon und 40 Prozent aus den Golfstaaten“, sagt Shammas. Offizielle Statistiken gibt es nicht, aber Experten sprechen von jährlich 1,5 Millionen Schönheitsoperationen im Libanon. Hinzu kommen demnach zehn Millionen nicht-chirurgische Eingriffe wie Botox-Behandlungen.

Nasenkorrekturen, Fettabsaugung, Gesichtsliftings und Brustvergrößerungen stehen besonders hoch im Kurs. Dabei kommen die Kunden vergleichsweise günstig davon, wie Shammas vorrechnet. „Eine Nasenkorrektur kostet im Libanon rund 2.000 Dollar (1.400 Euro), in London etwa 4.000 Dollar und in den USA sogar zwischen 5.000 und 10.000 Dollar.“

Oftmals kommen die 14 bis 75 Jahre alten Kunden mit konkreten Vorstellungen. „Nur wenige haben kein Bild ihres Lieblingsstars in der Hand. Sie wollen Angelina Jolies Lippen oder Haifas Nase oder Busen“, sagt der Chirurg Nassar. Längst seien Schönheitsoperationen kein Tabu mehr, im Gegenteil. „Für Libanesinnen ist es kein Luxus, sondern eine nationale Pflicht, hübsch auszusehen.“

Und so tragen die Frauen auf den schicken Einkaufsmeilen Beiruts ungeniert die Pflaster auf ihren frisch operierten Nasen zur Schau. „Wenn ich mit 65 Jahren wie 50 aussehen kann, warum sollte ich mir das entgehen lassen?“, sagt die elegant gekleidete Nadia aus Kuwait, während sie eine Computeranimation ihres zukünftigen Gesichtes betrachtet.

Mütter schleppen inzwischen ihre Töchter zu Schönheitschirurgen, um ihnen eine gute Partie zu sichern. Und auch Männer scheinen zunehmend dem Schönheitswahn verfallen. Sie machen mittlerweile drei von zehn Kunden aus, wie Shammas berichtet. „Die meisten lassen sich Haare implantieren, die Augenlider straffen, das Doppelkinn entfernen oder Fett absaugen.“

Auch die Banken im Libanon sind auf den Zug aufgesprungen. So bietet die First National Bank für Schönheitsoperationen ein dreijähriges Darlehen mit sechs Prozent Zinsen an. Die Kreditnehmer müssen nur über 17 Jahre alt sein und mindestens 600 Dollar pro Monat verdienen. Die Nachfrage nach diesen Darlehen sei seit Mai bereits um rund 35 Prozent gestiegen, heißt es.

Doch die lang anhaltende politische Krise im Libanon und die Serie von Attentaten hat dem blühenden Geschäft mit der Schönheit einen Dämpfer versetzt. Nach der Ermordung des früheren libanesischen Regierungschefs Rafik Hariri 2005 seien seine Einkünfte um 70 Prozent eingebrochen, berichtet Shammas. „Aber wir haben unseren Kundenstamm wieder aufgebaut. Diesen August haben wir mit 240 Operationen sogar einen Rekordmonat gehabt.“

Doch es gibt auch kritische Stimmen. Mancher befürchtet lauter Klone mit ähnlichen Lippen und Nasen. Die 25-jährige Mirna sieht das anders. „Mir ist es lieber, wenn wir alle wie die hübsche Haifa aussehen, als wenn wir hässlich sind.“

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