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Apothekertagung beschäftigt sich mit Lösungen gegen Engpässe

84 Prozent der Apotheker lösten Engpässe durch Eigenherstellung.
84 Prozent der Apotheker lösten Engpässe durch Eigenherstellung. ©APA/EXPA/ STEFANIE OBERHAUSER (Symbolbild)
84 Prozent der österreichischen Apothekerinnen und Apotheker stellten in den letzten Jahren aufgrund von Lieferengpässen fehlende Arzneimittel selbst her. Laut einer Befragung sind von diesen Engpässen 30 Prozent der Patientenkontakte betroffen, was durchschnittlich 60 Personen pro Tag in einer Apotheke betrifft, so Studienleiter Olaf Rose bei der Apothekertagung in Schladming.

Um einen Lieferengpass in einer Apotheke zu lösen, benötigen die Befragten durchschnittlich zwölf Minuten. Bei 60 betroffenen Patienten pro Tag entspricht dies zwölf Stunden täglich, die Apotheken mit Lieferengpässen beschäftigt sind. Laut Rose von der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg stellt dies einen erheblichen Kostenfaktor dar. Die Studie fand von 2023 bis zum aktuellen Jahr statt.

Mehrheit gibt Politikerinnen und Politikern Schuld für Engpässe

Die befragten Apotheker befürchteten, dass zehn Prozent der Therapien durch Lieferengpässe ernsthaft gefährdet sind. Die Kunden seien insgesamt sehr verunsichert. Auch Patienten wurden für die wissenschaftliche Erhebung befragt. Diese waren "einigermaßen zufrieden" mit den in den Apotheken angebotenen Lösungen, berichtete Rose. Am häufigsten kam es zu einem Wechsel auf ein anderes Medikament, gefolgt von einer kurzen Verzögerung bis zur Verfügbarkeit des benötigten Produkts. Den Apothekern wurde von den befragten Patienten nur teilweise die Schuld für Lieferengpässe gegeben, zu 87 Prozent jedoch den Politikerinnen und Politikern. Die Pharmazeuten wünschten sich von der Politik mehr Freiheiten bei der Problemlösung und bessere Kommunikationsmöglichkeiten mit Ärztinnen und Ärzten.

Lösungen gegen Engpässe: Rückverlagerung der Produktion nach Europa so gut wie ausgeschlossen

Für die Herstellerseite wurde von den Forschenden der Generikaverband zu dem Thema Lieferengpässe befragt. Für diesen war das Hauptthema der Zukunft die Verengung auf der Anbieterseite. Logistische Probleme seien fast immer lösbar. Die Zulieferfirmen würden aber durch den Preisdruck immer weniger. "Wenn da nur noch einer über ist und dann was passiert, dann gibt's gar nix mehr", sagte Rose, Leiter der Forschungsgruppe Pharmakotherapie und translationale Forschung an der PMU. Eine Rückverlagerung der Produktion nach Europa sei so gut wie ausgeschlossen, die Unternehmer könnten sich nicht vorstellen, dass das auf lange Sicht funktioniert. Die Pflicht in mehreren Ländern wie in Österreich, dass bei Großhändlern oder Apotheken mehr gelagert werden muss, "führt natürlich dazu, dass aus anderen Märkten abgezogen wird." Das sei überhaupt nicht sinnvoll aus Sicht der Hersteller und bleibe daher ein "frommer Wunsch", erläuterte Rose.

(APA/Red)

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