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Anzeige wegen fahrlässiger Tötung

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Der Unfall zwischen einer Straßenbahn der Wiener Linien und einem Bus des Unternehmens Dr. Richard, bei dem zwei Menschen getötet sowie 17 Personen verletzt wurden, dürfte auf menschliches Versagen des Buslenkers zurückzuführen sein. 

Dies sagte der stellvertretende Leiter der Verkehrsabteilung der Wiener Polizei, Oberst Josef Binder, am Montag. Unterdessen kämpften die Ärzte des Donauspitals weiterhin um das Leben eines 15-jährigen Unfallopfer.


An der Kreuzung Rechte Nordbahngasse – Schlosshoferstraße in Wien Floridsdorf hatte die Straßenbahn der Linie 26 gegen 19.00 Uhr den fast voll besetzten Shuttlebus gerammt, weil dessen Fahrer die Bim zu spät gesehen hatte. „Der Vorrang ist dort klar geregelt“, so Binder. Nicht nur, dass generell einer von links kommende Straßenbahn Vorrang zu geben ist, steht dort auch ein entsprechendes Nachrangschild. „Der Busfahrer ist dort absolut wartepflichtig.“

Straßenbahn zu spät gesehen

Der Lenker des Gratis-Shuttles aus der Shopping City Nord (SCN), laut dem Unternehmen ein MAN-Niederflur-Midi-Bus der letzten Generation, war langsam in die Kreuzung eingefahren. Diese ist laut Binder frei nach vorne und rechts, jedoch schlecht nach links einzusehen. Und genau dorthin blickte der Fahrer zu spät, sah die sich nähernde Bim, die sofort eine Notbremsung einleitete, und gab noch Gas, um aus dem Gefahrenbereich zu gelangen.

Doch zu spät, der Bus wurde von der tonnenschweren Straßenbahn gerammt. Ein 16-Jähriger und ein vier Jahre alter Bub wurden getötet. Beide Fahrer kamen zwar mit leichteren Blessuren davon, erlitten jedoch schwere Schocks.

Bis zu drei Jahre haft drohen dem Buslenker

Das Unfallkommando hat laut Binder seine Arbeiten großteils abgeschlossen. Der Akt wird über einen Juristen des Kommissariats Floridsdorf an die Staatsanwaltschaft gehen. Bei dieser liegt die Entscheidung, welchen Anklagen sich der Busfahrer vor Gericht stellen muss: Sicher scheinen fahrlässige Körperverletzung und Tötung, wofür bis zu einem Jahr Haft droht. Bei fahrlässiger Gemeingefährdung könnte sich das Strafmaß auf bis zu drei Jahre erhöhen.

In seinem Firmenchef Ludwig Richard, der ihn nicht fallen lässt, hat der Unglückslenker offenbar einen starken Rückhalt: „Am wichtigsten ist jetzt die psychologische Betreuung, denn er steht unter einem extremen Schock. Und ich glaube, dass er weiß, dass ein läppisches Versehen katastrophale Folgen gehabt hat.“ 40.000 Stadtkilometer hat der erfahrene Chauffeur per anno für Dr. Richard zurückgelegt, wo er seit vier Jahren beschäftigt ist.

“Schock im Unternehmen ist groß”

Die Frage nach möglichen Konsequenzen: „Jeder meiner Lenker hat die Zeitungen gelesen – und das ist der größte Schulungserfolg, der möglich ist. Der Schock in unserem Unternehmen ist groߓ, meinte Ludwig Richard. Der Unglückfahrer wird sicher bis zum Abschluss des Gerichtsverfahrens keinen Bus mehr steuern, wie es danach weitergeht und ob er dies überhaupt noch will, das werde sich herausstellen.

Unsicher ist vorerst auch die Zukunft jenes 15-Jährigen, der bei dem Unfall einen Schädelbasisbruch erlitten hatte, der im Donauspital noch am selben Tag operiert wurde. In der Nacht war sein Zustand stabil, was die Ärzte vorsichtig optimistisch stimmt, so am Montag eine Sprecherin des Krankenanstaltenverbunds. Eine Computertomographie des Kopfes ist nicht so schlecht ausgefallen wie befürchtet. Die nächsten Tage wird der Bursch im Tiefschlaf verbringen, erst danach ließe sich eine Prognose stellen.

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