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Antiamerikanischer Anschlag im Gaza-Streifen

Nach dem Anschlag auf einen US-Diplomatenkonvoi im Norden des Gaza-Streifens ist die Zahl der Todesopfer auf drei korrigiert worden.

Kurz nachdem die USA mit ihrem Veto im UNO-Sicherheitsrat eine Verurteilung Israels wegen des völkerrechtswidrigen Baus eines „Sicherheitswalls“ im Westjordanland verhindert haben, sind am Mittwoch bei einem Anschlag auf einen US-Diplomatenkonvoi im Gaza-Streifen drei Amerikaner ums Leben gekommen, ein weiterer wurde verletzt. Präsident Yasser Arafat und Premier Ahmed Korei haben den ersten Terroranschlag dieser Art auf ein US-Ziel in den Palästinensergebieten „schärfstens“ verurteilt. Sprecher der radikalen Organisationen Hamas und „Islamischer Heiliger Krieg“ bestritten jede Beteiligung an dem Attentat unweit des israelischen Grenzkontrollpunkts Erez.

Dieses Verbrechen habe auf US-Beobachter gezielt, die in friedlicher Mission unterwegs gewesen seien, hieß es in einer in Ramallah veröffentlichten Erklärung Arafats. Kabinettsminister Saeb Erekat sagte, die Tat richte sich „gegen die Interessen der Palästinenser“. Ein Fahrzeug wurde in Stücke gerissen, ein weiteres sei durch die Luft geschleudert worden, berichteten Augenzeugen. Die Autos trugen diplomatische Nummernschilder und waren klar als Fahrzeuge der USA zu erkennen. Nach Angaben eines Beamten der palästinensischen Sicherheitsdienste handelt es sich bei den Toten um Sicherheitsbeamte. Sie hätten eine Gruppe amerikanischer Akademiker begleitet, die mit palästinensischen Kollegen über ein Austauschprogramm für Studenten aus dem Gaza-Streifen sprechen wollten. Die US-Botschaft wollte dies nicht bestätigen. Israelische Angaben, wonach sich auch der US-Sondergesandte John Wolf in dem Konvoi befunden haben soll, wurden von amerikanischer Seite dementiert. Wolf sei derzeit nicht im Lande, sagte ein Botschaftssprecher in Tel Aviv.

Die Regierung in Washington hat alle US-Bürger aufgerufen, den Gaza-Streifen unverzüglich zu verlassen. Wie das Außenministerium in Washington mitteilte, wurde Israel gebeten, bei der Evakuierung der US-Bürger zu helfen. Nach dem Anschlag hat die israelische Armee eine Militäraktion gestartet. Die Armee rückte anderthalb Kilometer weit in die Ortschaft Beit Hanun vor und wurde dabei von Kampfhubschraubern unterstützt, wie palästinensische Sicherheitskräfte mitteilten.

Im Weltsicherheitsrat in New York war wenige Stunden vor dem Anschlag eine Resolution gegen den israelischen „Sicherheitswall“ im Westjordanland am Veto der USA gescheitert. Diese stimmten als einziges Land gegen den von Syrien eingebrachten Entwurf einer Entschließung, die Israel wegen des Baus von Absperrungsanlagen verurteilen sollte. Vier der 15 Mitglieder enthielten sich der Stimme: Deutschland, Bulgarien, Großbritannien und Kamerun. Der amerikanische UNO-Botschafter John Negroponte bezeichnete den Resolutionsentwurf als unausgewogen. Israel begrüßte das Veto, da der Text den palästinensischen Terrorismus nicht berücksichtigt habe.

Die israelische Sperranlage soll 430 Kilometer lang werden und besteht stellenweise aus einer bis zu acht Meter hohen Betonmauer. Der „Sicherheitswall“ verläuft nicht entlang der Staatsgrenze von 1967, sondern teilweise tief auf palästinensischem Gebiet, unter Vereinnahmung und Enteignung fruchtbaren Bodens und wichtiger Wasserreserven. Nach Angaben der israelischen Menschenrechtsorganisation „B’Tselem“ durchschneidet er 13 palästinensische Dörfer; in weiteren 36 Ortschaften werden die palästinensischen Bauern von ihrem Land abgeschnitten.

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