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Anti-HIV-Antikörper aus Pflanzen

Anti-HIV-Antikörper in einem Gel als mögliche Aids-Prophylaxe: In London startete jetzt eine Verträglichkeitsprüfung (Klinische Phase-I) an um die zehn gesunden Probanden, in der vor allem die Verträglichkeit geprüft werden soll.

An sich könnten gentechnisch veränderte Pflanzen wertvolle Inhaltsstoffe für Medikamente produzieren. Jetzt kommen Antikörper, die in Pflanzen hergestellt wurden, erstmals auch in Europa in die klinische Testphase – als Vaginalgel. Die zuständige britische Behörde gab die Zustimmung. Die Antikörper kommen aus gentechnisch veränderten Tabakpflanzen, die an der Universität für Bodenkultur in Wien stammen.

“Bei dem Antikörper handelt es sich um einen HIV-neutralisierenden Antikörper, der ursprünglich am Department für Biotechnologie der BOKU Wien (Arbeitsgruppe Prof. Renate Kunert) in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Biotech-Unternehmen Polymun Scientific GmbH entwickelt wurde”, hieß es am Montag in einer Aussendung der BOKU in Wien.

Gentechnik-Pionierarbeit in Österreich

Die Sache kommt nicht von ungefähr: Der österreichische und BOKU-Gentechnik-Pionier hermann Katinger beschäftigt sich mit seinem Team seit vielen Jahren mit Anti-HIV-Antikörpern. Polymun Scientific ist ein “Off-Spring”-Unternehmen, das federführend von seinem Sohn betrieben wird. Jedenfalls gelang es den Wissenschaftern, die Antikörper jetzt in genetisch veränderten Tabakpflanzen in einer Qualität zu produzieren, die auch die Erprobung am Menschen erlaubt. Die Produktion von passenden Proteinen in Pflanzen sollte jedenfalls einfacher und preisgünstiger sein als in Zellkulturen.

Um Tabakpflanzen in Antikörper-Fabriken zu verwandeln, wurden an der Technischen Hochschule Aachen in Deutschland im Forscherteam von Eva Stöger (mittlerweile BOKU, Wien) jene Gene eingeschleust, die dafür sorgen, dass die Blätter der Pflanzen die gewünschten Proteine herstellen. Die Tabakpflanzen wurden dann in Glashäusern angebaut und in einer lizensierten Anlage des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie in Aachen verarbeitet.

Eva Stöger am Montag gegenüber der APA: “Die klinische Studie läuft am St. George’s Hospital in London. Es handelt sich um zehn freiwillige Patienten.”

Mit dem klinischen Test geht auch das EU-Projekt Pharma-Planta in die letzte Phase: Seit 2004 entwickeln 30 Partner aus Universitäten und Industrie einen Produktionsprozess für rekombinante pharmazeutische Proteine aus modifizierten Pflanzen. Von der Universität für Bodenkultur Wien sind gleich vier Forschungsgruppen (jene von Eva Stöger, Renate Kunert, Herta Steinkellner und Friedrich Altmann) an der Zusammenarbeit beteiligt.

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