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Anstieg der Meeresspiegel macht Hochwässer gefährlicher

Meeresspiegel steigt seit 1990 um 3 Millimeter pro Jahr - Europas Gletscher schrumpfen besonders
Meeresspiegel steigt seit 1990 um 3 Millimeter pro Jahr - Europas Gletscher schrumpfen besonders ©DAPD
Zumindest in Europa wird die durch die Klimaerwärmung ausgelöste Hebung des Meeresspiegels die Menschen nicht von den Küsten vertreiben.

Allerdings könnte bereits ein geringer Anstieg des Meeresniveaus negative Auswirkungen auf die Pegel zukünftiger Hochwässer haben. Das erklärte der Leiter des großangelegten EU-Forschungsprojekts “ice2sea”, David Vaughan, vom British Antarctic Survey in Cambridge heute, Mittwoch, bei einer Pressekonferenz im Rahmen der Generalversammlung der Geowissenschaftlichen Union (EGU) in Wien.

Seit 1990 steigen die Meere im Mittel um etwa drei Millimeter pro Jahr. Wie weit diese Entwicklung bis 2100 gehen wird, sei aktuell noch nicht absehbar. Es sei aber sehr unwahrscheinlich, dass es eine Erhöhung um mehr als einen Meter geben wird, war sich das aus mehreren am Projekt beteiligten internationalen Wissenschaftern bestehende Podium einig. Allerdings könnte, so Vaughan, bereits ein geringer Anstieg starke Auswirkungen auf zukünftige Hochwässer haben und deren Pegel deutlich erhöhen.

Hochwasserwahrscheinlichkeit in Europa erhöht

In Europa befinden sich viele Städte und landwirtschaftliche Flächen in unmittelbarer Küstennähe. Der Unterschied zwischen einem Jahrhundert- und einem Jahrtausendhochwasser betrage etwa in Fall von London weniger als einen Meter im Wasserpegel. Das bedeute, dass sich bei einem beispielsweise um einen halben Meter erhöhten Meeresspiegel die Wahrscheinlichkeit für ein Jahrtausendhochwasser entsprechend erhöhe. Ebenso verhält es sich bei Wasserständen, die statistisch nur alle zehn Jahre auftreten – auch sie würden dann schneller an Pegel, die eigentlich nur alle 100 Jahre auftreten sollten, heranreichen. Das habe große Auswirkungen auf die zukünftige Dimensionierung von Bauten zum Hochwasserschutz, so der Forscher.

Europas Gletscher schrumpfen besonders

Neue Ergebnisse über die weltweite Entwicklung von Gletschern präsentierte Sebastian Mernild vom Los Alamos National Laboratory in New Mexico (USA). Daten von 144 Gletschern auf der ganzen Welt zeigen deutliche Abnahmen der Größe und des Volumens des vermeintlich “ewigen Eises”. Die Gletscher hätten “ihre Balance verloren”, so Mernild. Die Analysen zeigen, dass sie in den nächsten Jahrzehnten im Mittel etwa 30 Prozent ihrer Ausdehnung und 38 Prozent ihres Volumens verlieren werden, vorausgesetzt das Klima bleibe ab jetzt gleich. Diese Entwicklung laufe aber nicht überall gleich ab. In Mitteleuropa würde die Reduktion der Gletscher besonders schnell voranschreiten.

Das im Rahmen des 7. EU-Rahmenprogramms für Forschung geförderte “ice2sea-Projekt” habe sich zum Ziel gesetzt, “kohärente Bilder über mittel- und langfristige Entwicklungen” im Bezug auf das Abschmelzen von Eismassen über Landflächen zu zeichnen, wie Vaughan ausführte. 24 internationalen Partnerinstitutionen arbeiten seit 2009 daran, den Einfluss dieses Effekts auf den Meeresspiegel über die kommenden 200 Jahre abzuschätzen.

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