Anstieg bei seltenen Nutztieren in Österreich

Murbodner Rinder, Kärntner und Waldviertler Blondvieh, alpines Steinschaf, Pinzgauer Ziege, Noriker-Pferd: Das sind nur einige der seltenen Nutztierrassen in Österreich. Viele drohten von der Bildfläche zu verschwinden, doch Erhaltungsprogramme und Prämien im Rahmen des Agrarumweltprogramms ließen den Bestand zuletzt wieder kontinuierlich steigen, so die Landwirtschaftskammer (LKÖ) in einer Aussendung am Montag. Seit Ende der 1990er-Jahre gebe es sogar eine Vervierfachung.
Förderung seltener Nutztierrassen
Österreichweit gibt es 27 seltene Nutztierrassen, die im Agrarumweltprogramm gemäß österreichischem Strategieplan der gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) gefördert werden. Diese gefährdeten Rassen teilen sich in neun Rinder-, acht Schaf-, sieben Ziegen-, zwei Schweine- und die Pferderasse Noriker (auch Pinzgauer) auf.
Innerhalb der vergangenen 25 Jahre hat sich der Gesamtbestand dieser seltenen Nutztierrassen von etwa 14.700 Tieren im Jahr 1997 auf rund 55.200 Tiere im Jahr 2022 erhöht und somit fast vervierfacht. Ebenso ist die Zahl der Betriebe, die seltene Nutztiere halten, seit dem Jahr 2000 um rund 1.000 auf fast 4.400 gestiegen.
Die Bauern leisten damit laut LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger "einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Vielfalt - auch in der Landwirtschaft, der so genannten Agrobiodiversität". Gleichzeitig unterstreicht er auch die Bedeutung spezieller Absatzmöglichkeiten.
Schlüsselfaktor
Da die Erhaltungszucht viel Arbeit und Sorgfalt bedeutet, ist die seit dem EU-Beitritt gewährte Unterstützung im Rahmen des Agrarumweltprogramms ein Schlüsselfaktor für den Anstieg der Tierzahlen. Durch die Prämien, die pro Tier ausbezahlt werden, soll insbesondere die geringere Produktivität erhaltungswürdiger Nutztierrassen und die damit verbundenen Einkommensverluste gegenüber anderen Rassen ausgeglichen werden.
Der Umfang der österreichweit geleisteten Abgeltung hat sich seit ihrer Einführung bis heute vervielfacht. Im aktuellen ÖPUL-Programm 2023 wurden die Prämien bei Kühen und Stuten wiederum leicht erhöht. Insgesamt fließen in Österreich rund 5,7 Mio. Euro GAP-Mittel in den Erhalt seltener Nutztierrassen.
Große Erfolge verzeichneten die Betriebe vor allem im Rinderbereich bei Gelbvieh. Zählte in den 1950er-Jahren noch ein Viertel aller Rinder zu den Rassen Murbodner, Kärntner und Waldviertler Blondvieh, verschwanden diese bis in die 90er-Jahre so weit, dass ihre Bestandszahlen aufgrund des geringen Prozentsatzes nicht mehr erhoben wurden. Seit Einführung von Haltungsprämien und entsprechenden Qualitätsfleischprogrammen sind die Zahlen wieder deutlich angestiegen.
"Wie wichtig Erhalt seltener Nutztierrassen ist, zeigt sich auch auf emotionaler Ebene"
"Wie wichtig der Erhalt seltener Nutztierrassen ist, zeigt sich auch auf emotionaler Ebene", so Moosbrugger. "In vielen Regionen bestimmen manche Rassen das Landschaftsbild und prägen die Regionen, wie das Pinzgauerrind Salzburg, das Original Braunvieh Vorarlberg und das Kärntner Brillenschaf dieses Bundesland. Diese Rassen zu erhalten, bedeutet somit den Charakter der Regionen und ein Stück Kulturgut zu bewahren." Außerdem stelle eine breite Rassenvielfalt eine wichtige genetische Ressource für die Zukunft dar. "Bedrohte Rassen müssen der gesamten Gesellschaft daher etwas wert sein und ihr Erhalt weiter unterstützt werden", betonte Moosbrugger.
(APA/Red)