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Anschläge auf Polizei im Irak

Selbstmordattentäter haben bei Anschlägen am Samstag im Irak mindestens 18 Menschen getötet. Ein DHL-Frachtflugzeug ist nach dem Start in Bagdad offenbar vor einer Rakete getroffen worden.

In der Stadt Khan Bani Saad raste ein Auto nach Angaben des US-Militärs auf die Polizeiwache zu und explodierte, als Beamte das Feuer eröffneten. Sechs Polizisten und drei Zivilisten seien getötet worden. Im nahe gelegenen Bakuba explodierte eine weitere Autobombe vor der dortigen Polizeiwache und tötete mindestens sieben Polizisten und zwei Zivilisten. Über Bagdad wurde ein Flugzeug des Kurierdienstes DHL möglicherweise von einer Rakete getroffen und musste notlanden.

Die Attentäter sprengten sich Samstag Früh fast zeitgleich in die Luft. Die gewaltigen Explosionen hinterließen Bilder des Schreckens und der Verwüstung. 40 Menschen wurden nach Krankenhausangaben verletzt. Die Explosion riss in der 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad gelegenen Hauptstadt der Provinz Diyala einen mehrere Meter tiefen Krater. Das Polizeigebäude wurde zerstört. Wachbeamte vor dem Kommandogebäude hatten zuvor vergeblich auf den Attentäter gefeuert, der bis vor das Gebäude vordrang.

Ein DHL-Frachtflugzeug ist nach dem Start in Bagdad offenbar vor einer Rakete getroffen worden, wie aus US-Militärkreisen verlautete. Der Airbus A-300 sei vermutlich mit einer Boden-Luft-Rakete des Typs SAM-7 beschossen worden. Die Maschine war mit einer brennenden Tragfläche wieder auf dem Bagdader Flughafen gelandet. Einem Augenzeugenbericht zufolge fehlte ein Teil der Flügelspitze, das Flugzeug zog eine Rauchfahne hinter sich her.

Nach Angaben von DHL-Sprecherin Patricia Thomson war das Flugzeug auf dem Weg von Bagdad in den Golfstaat Bahrain. Die Maschine sei in der Luft umgekehrt und sei gegen 07.30 Uhr (MEZ) sicher gelandet. Die drei Besatzungsmitglieder seien wohlauf, betonte die Sprecherin. Zur Ursache des Zwischenfalls konnte sie zunächst keine Angaben machen. In der Vergangenheit wurden bereits mehrfach Flugzeuge, die den Flughafen Bagdad ansteuerten, mit Raketen beschossen. Es wäre allerdings das erste Mal, dass eine Maschine getroffen wurde.
Wie Bakuba liegt Khan Bani Saad nördlich der Hauptstadt Bagdad. Der Bürgermeister der Stadt, Nayef al Saidi, sagte der Nachrichtenagentur Reuters: „Wir haben jeden Tag Drohungen erhalten, dass es Bombenanschläge geben wird. Sie haben sogar gedroht, die Grundschule in die Luft zu jagen.“ Die irakischen Sicherheitskräfte waren bereits mehrfach das Ziel von Anschlägen. Die USA machen für die anhaltenden Angriffe Gefolgsleute des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein und radikale Moslems aus dem Ausland verantwortlich. Seit dem von den USA am 1. Mai ausgerufenen Ende der Hauptkampfhandlungen sind auch 182 US-Soldaten getötet worden.

Die anhaltende Gewalt im Irak setzt weniger als ein Jahr vor der US-Wahl Präsident George W. Bush unter Druck, die Truppenstärke dort zu reduzieren. Die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf hochrangige Offiziers-Kreise des US-Heers, bis Anfang 2006 sollten 100.000 Soldaten im Irak bleiben, verglichen mit gegenwärtig etwa 130.000 Soldaten. Bis Mai solle die Truppenstärke auf 105.000 Soldaten reduziert werden. Dagegen verlautete aus anderen US- Militärkreisen, die Aussagen aus den Offizierskreisen „haben nichts mit dem zu tun, wie die Sicherheitslage vor Ort in 18 Monaten aussehen könnte“.

Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder plädierte unterdessen für eine Umschuldung der 116 Milliarden Dollar (97,5 Mrd. Euro) Auslandsschulden des Irak. „Nach meiner Überzeugung ist jetzt der Pariser Club der Gläubigerstaaten gefordert. Der muss sich mit einer langfristigen Umschuldung befassen, Deutschland wird da hilfreich sein“, sagte er dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. „Ich will auch einen teilweisen Erlass von Schulden nicht ausschließen. Wichtig ist, dass diese Debatte endlich begonnen wird.“

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