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Anschlag vor Zypern-Verhandlungen

Ein Bombenanschlag hat vor Beginn der griechisch-türkischen Volksgruppen-Verhandlungen über eine Wiedervereinigung Zyperns die Mittelmeerinsel erschüttert.

Der Sprengsatz explodierte Donnerstagfrüh vor dem Haus des neuen türkisch -zypriotischen Regierungschefs Mehmet Ali Talat. Es kam dabei niemand zu Schaden.

Talat, der nach dem Wahlsieg seiner Republikanisch-Türkischen Partei (CTP) Ministerpräsident der nur von Ankara anerkannten „Türkischen Republik Nordzypern” geworden war, erklärte unmittelbar nach dem Anschlag, die Volksgruppen-Verhandlungen würden wie geplant stattfinden. Die Verhandlungen unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen finden im alten Flughafen von Nikosia statt.

Der von UNO-Generalsekretär Annan ausgearbeitete Fahrplan sieht zunächst Verhandlungen zwischen dem zypriotischen Staatspräsidenten Papadopoulos, der die griechische Mehrheitsbevölkerung repräsentiert, und Türkenführer Denktas vor. Nach dem 22. März sollen auch Griechenland und die Türkei an den Gesprächen teilnehmen. Ende April sollen dann beide Volksgruppen in Volksabstimmungen über eine Lösung befinden.

Zypern, das 1960 von Großbritannien unabhängig wurde, ist seit 1974 geteilt. Nach einem von der damaligen Athener Junta gesteuerten Putsch gegen Präsident Erzbischof Makarios besetzte die türkische Armee den Nordteil der Insel. 200.000 griechische Zyprioten wurden vertrieben. Noch heute sind bis zu 40.000 türkische Soldaten im Nordteil stationiert, wo 110.000 Festland-Türken angesiedelt wurden.

Völkerrechtlich tritt ganz Zypern am 1. Mai der Europäischen Union bei. Sollte es bis dahin keine Einigung geben, wäre die Türkei Besatzungsmacht in einem EU-Staat.

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