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Anschlag: 27 Tote, 450 Verletzte

In Istanbul sind bei zwei Bombenanschlägen mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen. 450 Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt.

Mehrere Hotels sind am Freitagmorgen offenbar beschossen worden. Eine Explosion hat am Freitag früh das Hotel Palestine in Bagdad erschüttert. US-Soldaten berichteten, dass eine Granate im 16. Stock eingeschlagen sei. Sie habe ein Loch in die Fassade gerissen. Berichte über Verletzte lagen nicht vor. Im Palestine sind zahlreiche Vertreter amerikanischer Firmen sowie ausländische Journalisten untergebracht.

Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters von zwei Explosionen im Sheraton-Hotel im Zentrum der irakischen Hauptstadt berichtet. Augenzeugen berichteten von einigen Verletzten. Ein US-Militärsprecher sagte, nahe dem Hotel Bagdad habe es Detonationen gegeben. Ihre Ursache sei noch unbekannt. Das Hotel Bagdad, in dem vorwiegend US-Sicherheitskräfte und irakische Beamte logieren, war Mitte Oktober Ziel eines Selbstmordanschlags. Damals kamen acht Menschen ums Leben.

Unter den Toten ist nach Angaben des Konsulatskaplans auch der britische Generalkonsul Roger Short. Fast 450 weitere Menschen wurden verletzt. Die Sprengsätze detonierten im Abstand von fünf Minuten zunächst vor einer britischen Bank und dann vor dem britischen Konsulat. Berichten zufolge bekannten sich das Terrornetzwerk El Kaida und eine Gruppe namens Kampffront des Großen Islamischen Ostens (IBDA-C) zu den Taten.

Das 18-geschossige Gebäude der Bank HSBC, die ihren Hauptsitz in London hat, bot ein Bild der Verwüstung. Vor der Bank lagen um den drei Meter tiefen Bombenkrater Leichenteile, ausgebrannte Autos und Scherben. Bei dem Anschlag auf das britische Konsulat wurde die Mauer um den Garten zerstört. Wie der Sender NTV berichtete, fuhr der Täter einen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen gegen die Mauer. Die türkischen Sicherheitskräfte wurden anschließend in höchste Alarmbereitschaft versetzt, vorübergehend waren Soldaten auf den Straßen zu sehen. Zur Unterstützung der Ermittlungen schickte das britische Scotland Yard 16 Anti-Terror-Experten in die Türkei.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, sein Land werde die Terroristen besiegen. Unter Bezug auf den islamischen Fastenmonat Ramadan sagte er, diejenigen, die „diesen heiligen Tag mit Blut besudelt und unschuldige Menschen massakriert haben, werden dafür in beiden Welten büßen“. Die Terroristen müssten scheitern, da die Türkei „wie eine geballte Faust“ gegen sie stehe. Erdogan kritisierte aber die „Unzulänglichkeiten“ der Geheimdienste, durch die Anschläge erleichtert worden seien.

Der türkische Innenminister Abdulkadir Aksu erklärte, die Anschläge stünden in Verbindung mit denen auf zwei Synagogen am Samstag. Vermutlich handle es sich ebenfalls um Selbstmordanschläge. Bei den Anschlägen vom Samstag kamen neben den beiden Attentätern 23 Menschen ums Leben. Die Anschläge vom Donnerstag waren die folgenschwersten in der Türkei seit 1977. Die Börse in Istanbul stellte den Handel ein, die Telefonleitungen brachen zusammen. Vorübergehend geschlossen wurde auch die österreichische Außenhandelsstelle in Istanbul, die sich in unmittelbarer Nähe des HSBC-Gebäudes befindet.

Die internationale Gemeinschaft zeigte sich entsetzt und betroffen über die Anschläge. UNO-Generalsekretär Kofi Annan rief dazu auf, die Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus zu stärken. Der britische Premierminister Tony Blair und US-Präsident George W. Bush, der sich zurzeit in London aufhält, sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. EU-Chefdiplomat Javier Solana sprach von „verabscheuenswürdigen Angriffen“. Bundespräsident Thomas Klestil zeigte sich „tief schockiert“ und übersandte der englischen Königin Elizabeth II. ein Beileidstelegramm. Papst Johannes Paul II. sagte in Rom, der Terrorismus verschlimmere die Probleme, die er vorgebe, lösen zu wollen. Auch die arabischen Staaten Jordanien, Ägypten und Syrien verurteilten die Anschläge.

Zu den Anschlägen vom Samstag hatte sich El Kaida bekannt, die Behörden haben die Prüfung der Erklärungen jedoch noch nicht abgeschlossen. Als Täter wurden nach DNA-Analysen zwei türkische Staatsbürger identifiziert. Wegen Unterstützung der Attentäter müssen sich inzwischen sechs Verdächtige vor Gericht verantworten. Bei den Attentätern handelte es sich den Behörden zufolge um zwei 22 und 29 Jahre alte Männer aus der Stadt Bingöl im Südosten der Türkei, die als Hochburg radikaler Islamisten gilt.

Die Türkei ist der einzige NATO-Staat mit überwiegend moslemischer Bevölkerung und ein Verbündeter der USA im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Die Regierung schickte Soldaten zum Kampf gegen die Taliban nach Afghanistan und öffnete den türkischen Luftraum für den Irak-Krieg.


Schwere Terroranschläge seit dem 11. September 2001

11. September 2001: In New York und Washington werden zirka 3.000 Menschen getötet, nachdem Attentäter drei Flugzeuge in das World Trade Center und das Pentagon gesteuert haben. Eine vierte entführte Maschine stürzt über Pennsylvania ab.

11. April 2002: Auf der tunesischen Ferieninsel Djerba kommen bei einem Anschlag vor einer Synagoge 21 Menschen ums Leben, darunter 14 deutsche Urlauber.

21. April 2002: Bei einer Anschlagserie in der südphilippinischen Stadt General Santos werden 15 Menschen getötet und 71 weitere verletzt.

14. Juni 2002: Ein Selbstmordattentäter reißt vor dem US-Konsulat in der pakistanischen Hafenstadt Karachi 14 Menschen mit in den Tod.

12. Oktober 2002: Bei Bombenanschlägen auf Nachtclubs der indonesischen Insel Bali werden 202 Menschen getötet, vor allem ausländische Touristen.

28. November 2002: Drei Selbstmordattentäter töten in Kenia 13 Menschen in einem Hotel bei Mombasa. Zugleich wird ein israelisches Charterflugzeug nach dem Start in Mombasa mit Raketen beschossen, die ihr Ziel jedoch verfehlen.

12. Mai 2003: Bei Anschlägen auf mehrere überwiegend von Ausländern bewohnte Gebäude in der saudiarabischen Hauptstadt Riad kommen 35 Menschen ums Leben, darunter neun Attentäter.

16. Mai 2003: Bei einer Anschlagsserie in Marokko werden mehr als 40 Menschen getötet, darunter zwölf Attentäter, und mehr als 100 verletzt.

5. August 2003: In einem Hotel der indonesischen Hauptstadt Jakarta reißt ein Selbstmordattentäter zwölf Menschen mit in den Tod. Rund 150 Menschen werden verletzt.

7. August 2003: Einem Bombenanschlag auf die jordanische Botschaft in Bagdad fallen mindestens 19 Menschen zum Opfer, darunter zwei Kinder und eine Frau. Mehr als 50 Personen werden verletzt.

19. August 2003: Bei dem Selbstmordanschlag auf die UN-Zentrale in Bagdad werden 22 Menschen getötet. Unter den Toten ist der UN-Beauftragte Sergio Vieira de Mello. Mehr als 100 weitere Menschen werden verletzt.

29. August 2003: Bei einem Bombenanschlag auf die Imam-Ali-Moschee in der irakischen Stadt Najaf kommen bis zu 100 Menschen ums Leben, darunter der führende schiitische Geistliche Mohammed Bakir el Hakim. Rund 140 Menschen werden verletzt

8. November: Bei drei vermutlich von Selbstmordattentätern ausgelösten Explosionen in einer Wohnanlage in Riad werden neben den Angreifern mindestens fünf Menschen getötet. Mehr als 80 Bewohner des Wohnviertels werden verletzt.

15. November: Zwei Selbstmordattentäter reißen bei Anschlägen auf zwei Synagogen in Istanbul 23 Menschen mit in den Tod. Knapp 300 Menschen werden bei den fast zeitgleichen Explosionen der Autobomben verletzt.

20. November: Bei Bombenanschlägen auf das britische Konsulat und eine britische Bank in Istanbul werden mindestens 26 Menschen getötet und rund 450 weitere verletzt. Unter den Todesopfern ist auch der britische Generalkonsul.

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