Der Film beginnt mit Gerris Frage an eine Patientin: “Was würde Ihr Leben besser machen?” Diese antwortet: “Ein anderes Leben…” Doch ist es nicht das Leid der Patienten, dem der Regisseur nachgeht. Ihn interessiert vielmehr die Psychologin Gerri (Lesley Manville), die es mit ihrem Mann Tom (Jim Broadbent) geschafft hat, ihr Eheglück am britischen Land zu bewahren. Gerri und Tom durchleben ruhig die Jahreszeiten des Lebens, während sie sich um ein paar alte Freunde kümmern, die nicht das Glück einer trauten Zweierbeziehung genießen können. Dem großen Glück stehen viele, dramatische Unglücke gegenüber. Auch diese Menschen, mit denen es das Schicksal nicht gut meint, wünschen sich alle ein anderes Leben.
So wie etwa Mary, die an jeder Kleinigkeit zerbricht. Die Sekretärin, um die 50, erholt sich von ihrer letzten unglücklichen Beziehung beim Musterehepaar. Wie ein Häufchen Elend wird sie im Nest der ewigen Liebe zunächst aufgefangen. Heimlich fühlt sie sich aber zum Sohn des Musterpaares hingezogen, der in Mary nicht mehr als eine Tante sieht. Nächster Unglücksvogel, der im Nest landet, ist ein Jugendfreund Toms, Alkoholiker, erfolglos und Kettenraucher. Die Unglücklichen dürfen das Glück des Paares zwar beobachten, werden aber dennoch außen vor gelassen. Als der Sohn doch endlich eine Freundin findet und die eifersüchtige Mary ihren Kummer in Alkohol ertränkt, wird sie von Tom und Gerri des Hauses verwiesen und alleine gelassen. Ein Paar, das bei aller Nächstenliebe doch sich selbst und ihrem Glück am nächsten ist.
Formal erstreckt sich das Drama streng über die vier Jahreszeiten, in denen alle anderen immer unglücklicher werden, während Tom und Gerri ihr Glück bewahren. Denjenigen, die bei ihnen Schutz suchen, wird ihr Unglück dort erst so richtig bewusst. Im Laufe des Films ist das betuliche Paar für manche immer schwerer zu ertragen. Mike Leigh schafft es wieder einmal der Frage nachzugehen: Wie fühlt es sich an, so zu leben? Ein ruhiges, schrecklich harmonisches, betuliches Eheleben hinterlässt dabei ein ebenso beklemmendes Gefühl wie eine gescheiterte Existenz.