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Annan wegen Sohn Kojo unter Druck

UN-Generalsekretär Kofi Annan gerät in der Korruptionsaffäre um seinen Sohn Kojo zunehmend unter Druck. Zwei große US-Zeitungen forderten am Montag den Rücktritt des UN-Generalsekretärs.

Nachdem Annans Sprecher am vergangenen Freitag bestätigt hatte, dass Kojo Annan möglicherweise in den UN-Korruptionsskandal um das irakische Hilfsprogramm “Öl für Lebensmittel“ verwickelt sei, forderten zwei große US-Zeitungen am Montag den Rücktritt des UN-Generalsekretärs. Gleichzeitig weigerte sich der US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, John Danforth, Annan das Vertrauen auszusprechen, solange nicht alle Tatsachen zu dem Skandal auf dem Tisch seien. Annan zeigte sich „enttäuscht“ über das Verhalten seines Sohnes.

Kojo Annan hatte bis 1998 einen Beratervertrag mit der Schweizer Firma Cotecna, die im Rahmen des UN-Programms “Öl für Lebensmittel“ die an den Irak gelieferten Waren überprüfte. Nach seinem Ausscheiden sollte er noch bis Ende 1999 rund 2500 Dollar monatlich dafür erhalten, dass er auf die Gründung einer Konkurrenzfirma in Afrika verzichtete. Entgegen der Übereinkunft wurde der ghanaische Geschäftsmann jedoch noch bis Februar 2004 weiterbezahlt. Die monatlichen Überweisungen stoppten erst, nachdem eine irakische Zeitung detaillierte Informationen über die mögliche Unterschlagung von Milliarden-Beträgen im Rahmen des “Öl für Lebensmittel“-Programms veröffentlicht hatte.

Der UN-Generalsekretär versicherte am Montag, das Verhalten seines Sohnes habe ihn „enttäuscht und überrascht“. Er habe nicht gewusst, dass dieser noch bis Februar Zahlungen erhalten habe. Doch sei sein Sohn erwachsen und ein unabhängiger Geschäftsmann: „Ich mische mich nicht in seine Angelegenheiten ein und er nicht in meine“. Allerdings könne die Affäre zu einem „Wahrnehmungsproblem“ für die UNO werden: In der Öffentlichkeit könne der Eindruck entstehen, es gebe „einen Interessenkonflikt und Fehlverhalten“, sagte Annan.

Kolumnisten der „New York Times“ und des „Wall Street Journal“ forderten Annans Rücktritt. In der „New York Times“ hieß es, auch wenn er persönlich unschuldig an der Korruptionsaffäre sei, habe er dem UN-Sekretariat durch seine „anfängliche Unbeholfenheit und seine spätere Verschleppungstaktik“ schweren Schaden zugefügt. Im „Wall Street Journal“ wurde Annan als „Opportunist“ verunglimpft, der sich häufiger „für Tyrannen einsetzte als sich gegen sie zu stellen“. Seinetwegen verliere die UNO das „letzte Stücken an moralischer Legitimität, das sie noch hat“.

US-Botschafter Danforth weigerte sich, Annan das Vertrauen auszusprechen. Er glaube nicht, „dass sich die Regierung der Vereinigten Staaten beeilen wird, ein Urteil abzugeben, bevor nicht alle Tatsachen bekannt sind.“ Die Korruptionsvorwürfe seien „sehr ernst“. Sollten sie sich als wahr erweisen, würde dies „die Integrität der Vereinten Nationen beschädigen“, sagte Danforth. Er forderte den von Annan eingesetzten Untersuchungsausschuss unter dem früheren US-Notenbankchef Paul Volcker auf, alle Dokumente zu dem Skandal dem US-Kongress zur Verfügung zu stellen.

Das Verhältnis zwischen den USA und dem UN-Generalsekretär ist vor allem wegen des Irak-Kriegs äußerst gespannt. Annan hatte die Entscheidung der USA, auch ohne Rückendeckung der UNO in den Krieg zu ziehen, scharf verurteilt und hält auch seitdem mit seiner Kritik an den Entwicklungen im Irak nicht zurück.

Der UN-Generalsekretär muss sich seit einiger Zeit immer neuen Anschuldigungen gegen Vertreter der Weltorganisation stellen. Im Mai hatte eine Mitarbeiterin von UN-Flüchtlingshochkommissar Ruud Lubbers Beschwerde wegen sexueller Belästigung eingelegt. Im November sah sich der hohe UN-Beamte Dileep Nair Vorwürfen der Begünstigung und sexuellen Belästigung ausgesetzt. In beiden Fällen stellte sich Annan hinter die Beschuldigten.

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