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Annan droht Misstrauensvotum

Kofi Annan droht als erstem Generalsekretär in der Geschichte der Vereinten Nationen ein Misstrauensvotum seiner Mitarbeiter.

Die Angestelltengewerkschaft der UNO in New York wolle am Freitag über eine entsprechende Resolution abstimmen, mit der Annan und der UN-Führung das Vertrauen entzogen würde, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus UN-Kreisen. Annan soll den ranghohen UN-Beamten Dileep Nair vom Vorwurf der Begüngstigung und der sexuellen Belästigung von Mitarbeitern entlastet haben, hieß es weiter. Ein Gewerkschaftsvertreter sprach verärgert von einer „Reinwaschung“. Eine Misstrauensantrag gegen den Generalsekretär ist in der 50-jährigen Geschichte der Vereinten Nationen einmalig.

Annan hatte am Dienstag durch seien Sprecher Fred Eckhard mitteilen lassen, er vertraue dem aus Singapur stammenden Nair nach einer „gründlichen Prüfung“ der Anschuldigungen weiter. Nair leitet im UN-Generalsekretariat die Abteilung für internes Aufsichtswesen. In einem Brief an die Gewerkschaft, der AFP als Kopie vorliegt, hatte Annans Kabinettschef Iqbal Riza jedoch geschrieben, Nair sei angewiesen worden, künftig „Vorsicht zu üben“ und das „Risiko einer negativen Wahrnehmung zu minimieren“. Dieser Brief „erhärte die Behauptung der Belegschaft, dass es Unregelmäßigkeiten gab“, betonte die Gewerkschaft in ihrer Resolution. Außerdem zeige das Schreiben, dass es „besonders auf den höheren Ebenen der Organisation einen Mangel an Integrität“ gebe.

UN-Mitarbeiter, die namentlich nicht genannt werden wollten, sagten, die Entscheidung im Fall Nair sei typisch für die verbreitete Korruption bei Annan und seinen engen Mitarbeitern. Sie betonten, Riza und andere hohe UN-Beamte arbeiteten bereits seit 1994 eng mit Annan zusammen. Der Generalsekretär war damals noch Chef der UN-Friedensmissionen.

Annan steht außerdem bereits seit Monaten in der Kritik wegen Enthüllungen über einen Betrugsskandal im Öl-für-Lebensmittel-Programm für den Irak. Der Betrugsskandal um das frühere UN-Programm soll dem ehemaligen irakischen Staatschef Saddam Hussein erlaubt haben, mehrere Milliarden Dollar aus dem Programm abzuzweigen. Ende April setzte Annan dazu eine unabhängige Untersuchungskommission ein.

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