“Suzanne & I”, “Eliza” und “Suddenly”, im Vergleich zu manch anderen Nummern der Sängerin, Gitarristin und Songschreiberin leichter ins Ohr gehende Stücke, standen am Anfang. Da fehlte es an Schattierungen; Instrumente, die in den Vordergrund treten sollten, blieben versteckt, die Lautstärke war zu gering, um der Dynamik von Calvis Stimme gerecht zu werden. Immer wieder störte das Geschepper der Flaschen und Gläser abservierenden Kellner im Club Chaya Fuera, zumal Feinheiten im Sound ohnehin schwer auszumachen waren.
Anna Calvi gastierte live in Wien
Dann endlich bearbeitete Calvi ihre Gitarre, setzte zu einem Solo an und entlockte dem Instrument sumpfige Bluesklänge und Jimi-Hendrix-geschuldete Feedbacks, ließ sie sich ungebremst in “Rider To The Sea” fallen, wütete, um schließlich erneut mit sanfter Stimme einen Kontrast zur Instrumentierung zu bieten. Dafür schätzt man die bisher erschienen Alben “Anna Calvi” (2011) und “One Breath” (2013), so hat man die Künstlerin etwa im Vorprogramm von Nick Caves Grinderman in der Bundeshauptstadt erlebt.
Wien-Konzert von Calvi durchwachsen
Gediegen hörte sich Clavis Interpretation von Bruce Spingsteens “Fire” an (in der Studioversion auf einer Single-B-Seite zu finden), mit der sie das Publikum zu Ovationen hinriss. Sehr atmosphärisch gestaltete sie “Carry Me Over”, während dazwischen (etwa bei “Piece By Piece”) viel Potenzial auf der Strecke blieb, weil die Darbietung “dahinplätscherte” und Druck vermissen ließ, was vielleicht auch am Ambiente und der Tonanlage lag. Dem Spannungsfeld zwischen Calvis theatralischem, gekünsteltem Gesang und ihrem direkten, emotionsgetriebenen Gitarrenspiel fehlte es leider zu oft an Spannung.
(APA/Red)