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Angezeigter Lehrling: Anschober fordert Folgen für Gudenus

Rudi Anschober (Grüne) fordert politische und rechtliche Folgen für Johann Gudenus (FPÖ).
Rudi Anschober (Grüne) fordert politische und rechtliche Folgen für Johann Gudenus (FPÖ). ©APA/Barbara Gindl
Die Ermittlungen gegen den von der FPÖ angezeigten Lehrling wurden eingestellt. Für Landesrat Rudi Anschober (Grüne) reicht das nicht. Er fordert rechtliche und politische Folgen - vor allem für FPÖ Klubchef Johann Gudenus.
Bestätigt: Lehrling verwechselt

Der von der Abschiebung bedrohte Lehrling, dessen Bild im August durch die Medien gegangen war, nachdem er Besuch von Bundespräsident Alexander Van der Bellen an seinem Arbeitsplatz erhalten hatte, habe in den vergangenen Tagen “1.000 fragende Blicke” ertragen müssen, schilderte Anschober. Die Situation sei für ihn “dramatisch gewesen”. Gudenus hätte sich bei dem jungen Mann entschuldigen und diesen rehabilitieren müssen, so der Landesrat in einer Pressekonferenz am Freitag.

Rechtsanwältin prüft rechtliche Schritte

Anschober hat mittlerweile eine Rechtsanwältin damit beauftragt, rechtliche Schritte zu prüfen. Eine erste Analyse habe ergeben, dass das “auf breiteste Art möglich ist – üble Nachrede, Unterlassung, Widerruf”, nannte er einige Beispiele. In allen Punkten, die den Lehrling betreffen, werde dieser aber das letzte Wort haben, betonte er.

Gudenus sei “rücktrittsreif”

Auch politische Konsequenzen wären seiner Ansicht nach angebracht: “Jemand, der so handelt, hat nichts in der Funktion des Klubobmanns einer Regierungspartei verloren. Gudenus ist rücktrittsreif.”

Auch wenn sich sein Fokus auf Gudenus richte, so halte er aber auch eine Presseaussendung des oö. LHStv. Manfred Haimbuchner (FPÖ) für klagbar – darin hieß es u.a., dass der Verfassungsschutz wegen “radikal islamischer Umtriebe” gegen den “Asyl-Musterlehrling” ermittle. Anschober will diesen Punkt in der nächsten Landesregierungssitzung aufs Tapet bringen.

Handlungsbedarf auch bei Sebastian Kurz gewünscht

Absoluten Handlungsbedarf” sieht er auch bei Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP): “Er muss Gudenus zur Ordnung rufen” und solle zudem eine “Nachdenkpause” einlegen, was die Initiative “Lehre statt Abschiebung” angehe. Denn es entstehe der Eindruck, dass man versucht habe, diese “massiv in den Schmutz zu ziehen”, so der Landesrat. Schließlich sei die Causa “im Windschatten” des Vorhabens, den Zugang von Asylwerbern zur Lehre wieder abzuschaffen, aufgetaucht.

Angezeigtes Profil gehörte gar nicht dem Lehrling

Die FPÖ hatte Anzeige erstattet, weil ein Foto des Lehrlings auf Anschobers Facebook-Seite markiert war und das zugeordnete Profil mit der “Liwa Fatemiyoun” sympathisiere. Mittlerweile steht fest, dass das Profil nicht dem Lehrling gehört. Gegen den echten Inhaber werde noch ermittelt, auch sei noch zu klären, ob es sich bei der “Liwa Fatemiyoun” um eine terroristische Vereinigung handle, so die Staatsanwaltschaft am Freitag.

Facebook Tagging-Funktion hat Anzeige ausgelöst

Gudenus hatte Abschober vorgeworfen, selbst dafür verantwortlich zu sein, “wenn er auf diesen Terror-Sympathisanten verlinkt oder solche Verlinkungen zulässt”. Anschober wies das zurück. Man sei wohl für seinen eigenen Account verantwortlich, habe aber nicht die Verpflichtung, alle Likes von Likes nachzurecherchieren.

Im Zuge der aktuellen Causa wurde die Tagging-Funktion auf Anschobers Seite vorerst deaktiviert. Ob das so bleibt ist noch offen. Auf Gudenus’ Seite war die Funktion Freitagnachmittag ausgeschaltet.

Tagging Funktion wurde missbraucht

Anschober ließ einen Experten demonstrieren, dass auf Facebook jeder jeden taggen kann – so entstand im Internet etwa vorübergehend der Eindruck, dass ein bekannter Schauspieler an der Pressekonferenz teilgenommen hätte. Es sei allerdings sichtbar, dass sich der Inhaber des von Gudenus der Terror-Sympathie verdächtigten Profils selbst auf Anschobers Seite markiert habe. “Diese Funktion kann auch missbraucht werden”, stellte Anschober in den Raum, “ob das der Fall war, wissen wir nicht”.

Konsequenzen auch für Thomas Stelzer und Manfred Haimbuchner

Der Ruf nach politischen Konsequenzen kam am Freitag auch von SPÖ-Landesgeschäftsführerin Bettina Stadlbauer. Sie erwarte von Haimbuchner “eine öffentliche Entschuldigung”, denn auch er habe “mit seinen Aussagen den falschen Lehrling an den Pranger gestellt”, so Stadlbauer in einer Aussendung. Zudem dürfe sich LH Thomas Stelzer (ÖVP) “nicht so einfach aus der Verantwortung stehlen”, forderte sie diesen zu einer Stellungnahme auf.

(APA/Red)

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