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Angeschlagener britischer Premier Brown wandte Sturz vorerst ab

Der seit Tagen ums politische Überleben ringende britische Premierminister Gordon Brown hat seinen Sturz vorerst abgewendet. Mit einem kämpferischen Auftritt vor den Labour-Abgeordneten am Montagabend gelang es dem Regierungschef, die parteiinterne Rebellion niederzuschlagen. Brown gilt aber weiter als angeschlagen.

Zahlreiche Labour-Abgeordnete bescheinigten Brown nach dem eineinhalbstündigen Treffen am Montagabend einen “starken Auftritt”. Zudem betonten sie, die Partei müsse nach den beiden jüngsten Wahlschlappen nun zusammenhalten. Kulturminister Ben Bradshaw berichtete, Browns Parteikollegen hätten sich auf “beeindruckende Weise” hinter den Regierungschef gestellt. “Er hat die Rede seines Lebens gehalten.”

Außenminister David Miliband erklärte am Dienstag, die Labour-Führungskrise sei beigelegt. “Die Labour Party möchte keinen neuen Chef, es gibt keine freien Posten, es gibt keinen Herausforderer”, sagte Miliband laut einer Meldung der britischen Nachrichtenagentur PA.

Brown gab sich bei dem Treffen Berichten zufolge kämpferisch. “Probleme lassen sich nicht durch Davonlaufen lösen, sondern, indem man sich ihnen stellt und gegen sie angeht”, beschwor er die Abgeordneten. Wenn die Partei wieder Boden unter die Füße bekommen wolle, müsse sie zusammenhalten. Zugleich räumte der oft als arrogant und einzelgängerisch kritisierte Brown Fehler ein. “Ich habe meine Stärken, und ich habe meine Schwächen. Ich weiß, dass ich einige Sachen gut mache und andere nicht so gut”, sagte er den Abgeordneten. Zugleich versprach Brown, seinen Führungsstil zu ändern und mehr Mitsprache zuzulassen.

Das Treffen hinter verschlossenen Türen hatte als Schicksalsentscheidung für Brown gegolten. Es war die erste Begegnung zwischen Brown und den Labour-Abgeordneten, seit die Partei sowohl bei den Kommunalwahlen als auch bei den Europa-Wahlen verheerende Niederlagen hatte einstecken müssen. Zudem waren elf Regierungsmitglieder zurückgetreten, und mehrere Labour-Politiker hatten Brown offen zum Rücktritt aufgefordert.

Während des Treffens am Montagabend wagte es aber offenbar nur eine Handvoll Kritiker, die Autorität des Premiers öffentlich anzuzweifeln, während sich seine Unterstützer demonstrativ hinter ihn stellten. Kulturminister Bradshaw sprach nach dem Treffen von einer “massiven Demonstration der Einheit”. Und die Abgeordnete Geraldine Smith sagte: “Ich glaube, die Verschwörung ist tot und begraben.”

Der Optimismus hielt offenbar auch bei der Kabinettssitzung am Dienstag an, der ersten seit der Regierungsumbildung und dem Rücktritt mehrerer Minister in der vergangenen Woche. Die Teilnehmer hätten beim Verlassen der Sitzung geradezu euphorisch gewirkt, meldete PA. Der neue Minister für Wales, Peter Hain, wurde mit den Worten zitiert, das Treffen sei “ausgezeichnet, sehr gut” gewesen.

Britische Kommentatoren wiesen jedoch darauf hin, dass der Premier weiter geschwächt sei. Er muss binnen eines Jahres Neuwahlen ansetzen, die nach den bisherigen Umfragen den Machtverlust für die Partei bedeuten dürften. Einem Bericht der “Financial Times” zufolge hoffen die Labour-Rebellen, Brown noch vor der Wahl durch jemanden zu ersetzen, der bei den Wählern besser ankommt. Als Favorit gilt demnach derzeit Innenminister Alan Johnson.

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