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Angeklagte beurteilen Schuldfrage unterschiedlich

"Wer ist schuld an den Verlusten?", fragte Richterin Claudia Bandion-Ortner der Reihe nach - und erhielt unterschiedliche Antworten.

Zum Abschluss des 20. Verhandlungstags, an dem die Einvernahme der Beschuldigten im BAWAG-Prozess weitgehend abgeschlossen wurde, stellte Richterin Claudia Bandion-Ortner allen neun Angeklagten die Frage, wer ihrer Meinung nach die Schuld an den hohen Verlusten der Bank trage. „Wer ist schuld an den Verlusten?“, fragte sie der Reihe nach – und erhielt unterschiedliche Antworten.

Johann Zwettler, zur Zeit der Verluste BAWAG-Vorstand und später Generaldirektor, verwies auf das Schuldeingeständnis, das Wolfgang Flöttl im Jahr 2000 unterschrieben hatte. Auch 1998 habe Flöttl schon gesagt, er sei verantwortlich. Investmentbanker Flöttl räumte ein, dass die Investmentideen von seiner Seite gekommen seien. Die Entscheidung über die Schuld überlasse er aber anderen Leuten. Auch Peter Nakowitz, zur Zeit der Verluste BAWAG-Generalsekretär meinte, das Gericht sollte über die Schuldfrage entscheiden. Er selber sei sich jedenfalls keiner Schuld bewusst.

„Nach meiner Ansicht hat Herr Elsner mit Herrn Flöttl konspiriert, so sind die Verluste und der Schaden für die Bank entstanden“, antwortete Günter Weninger, damals Aufsichtsratspräsident. Ex-BAWAG-Vorstand Christian Büttner schloss sich Weningers Ansicht an, aus den Aussagen von Flöttl und Elsner beim Prozess sei er nicht klüger geworden. Auch Ex-BAWAG-Vorstand Hubert Kreuch schloss sich Weninger an. „Ich bin sicher, dass ich getäuscht wurde“, meinte sein früherer Vorstandskollege Josef Schwarzecker.

Bankprüfer Robert Reiter erklärte zurückhaltend, „ich kann es nicht beurteilen, das ist Sache des Hohen Gerichts“. Fast hätte die Richterin bei der Fragerunde Helmut Elsner vergessen, der am Anklagesessel in der Mitte des Saales saß. Elsners Anwalt Wolfgang Schubert machte sie aufmerksam. Der frühere Generaldirektor Elsner äußerte eine klare Meinung: „Ich kenne die Wahrheit. Ich weiß, dass die Schuld nicht bei den Vorständen liegt, nicht bei mir. Die Schuld liegt eindeutig und nur bei Dr. Flöttl“.

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