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Andre Heller fordert in Wien zu mehr sozialem Engagement auf

Andre Heller tritt für mehr soziales Engagement ein.
Andre Heller tritt für mehr soziales Engagement ein. ©APA/Barbara Gindl
Während der fünften NOW-Konferenz am Dienstag in Wien hat der Künstler Andre Heller zu mehr sozialem Engagement aufgerufen. "Es gibt Situationen im Leben, da sagt Dir eine innere Stimme: Du musst jetzt was tun, bleib nicht zu Hause sitzen, misch Dich ein", so Heller.

“Wenn man dann was begriffen hat, dann gibt einem seine Seele einen Ratschlag”, erklärte Heller. “Die sagt: Misch Dich ein, erkundig Dich, was in deinem Grätzl zu tun ist, was in Deiner Familie, deiner Pfarre, irgendeiner Organisation zu tun ist”, so der Künstler weiter. “Wir brauchen Millionen von Leuten, die nicht zu träge sind, mitzuhelfen, die gigantische Not zu lindern”, schloss er.

Die NOW-Konferenzen werden halbjährig von der Initiative “Act.Now” organisiert und dienen internationalen Organisationen und Bürgermeistern als Plattform und Netzwerk zum Austausch – besonders in Flüchtlingsfragen. “Act.Now” wurde 2015 von Heller, Patricia Kahane und Elke Zuckermann zur Unterstützung der Gemeinden beim Flüchtlingsmanagement gegründet. Der Regisseur, Schauspieler und Autor berichtete, dass er zusammen mit “Künstlern, Politikern und NGOs” diese Idee entwickelt habe.

NOW Konferenz will sozialen Zusammenhalt stärken

“Uns haben alle, die dort waren, erzählt, dass die Bürgermeister in den betroffenen Orten, wo die Flüchtlinge ankommen, total überfordert sind – das war ja damals noch relativ neu”, erklärte Heller. “Wir haben uns gedacht, dass wir diesen Überforderten einen Schauplatz bieten müssen, wo sie sich austauschen können”, fuhr er fort. Mittlerweile habe sich über Jahre ein gut funktionierendes Netzwerk gebildet.

Das Motto der fünften NOW-Konferenz ist die Stärkung des sozialen Zusammenhalts in den Gemeinden, besonders unter Berücksichtigung von Kindern und Jugendlichen. “Der soziale Zusammenhalt in Europa wird immer weniger und die Armutsschere geht immer weiter auseinander”, analysierte Heller. “Es gibt einen Anstieg eines gewissen Aggressionspegels, der sich auch politisch äußert, wie wir am Wahlergebnis (der Nationalratswahl, Anm.) erkennen können”, fügte er hinzu. Für den Universalkünstler ist dies jedoch nicht nur in Österreich, sondern überall der Fall. “In Ungarn und Polen ist das noch viel extremer”, sagte er.

Heller rief zum Handeln auf

Deswegen rief Heller zum Handeln auf: “Wir müssen uns um die Menschen kümmern. Wir können nicht immer nur jammern, dass die Dinge schlechter werden und aus dem Ruder laufen. Wir müssen wenigstens unsere bescheidenen Beiträge einbringen um etwas zu verbessern”, forderte er. Es gebe “uferlos” viele Probleme, um die man sich kümmern müsse. “Der gelernte Pessimist sagt dann: Man weiß ja nicht wo man anfangen soll, fangen wir gleich gar nicht an”, erklärte der Künstler. Die Organisationen, die sich durch die Konferenz vernetzten, bemühten sich jedoch, etwas zu verändern – “selbst wenn es ein halber Millimeter ist”, so Heller.

Heller betonte, dass sich jeder einbringen könne und solle. Besonders wichtig sei es dafür, gut informiert zu sein. “Dafür brauchen wir solche Veranstaltungen, ich habe in den letzten Tagen viel gelernt”, berichtete er.

Heller fordert mehr Aufmerksamkeit für minderjährige Flüchtlinge

Der Universalkünstler Andre Heller hat sich für mehr Aufmerksamkeit für minderjährige Flüchtlinge ausgesprochen. “Seit 2015 gibt es 100.000 unbegleitete geflohene Minderjährige in Europa, deren Bedürfnisse nicht respektiert werden”, sagte Heller am Dienstag vor Medienvertretern im Rahmen der fünften NOW-Konferenz in Wien, die internationale Organisationen und Kommunalpolitiker vernetzt. Die Initiative “Act.Now”, die von Heller, Patricia Kahane und Elke Zuckermann 2015 gegründet wurde, organisiert halbjährlich eine NOW-Konferenz. Die fünfte Tagung steht im Zeichen des sozialen Zusammenhalts auf kommunaler Ebene unter besonderer Berücksichtigung von Kindern und Jugendlichen. “Wir wollen damit Synergien bündeln”, sagte Heller. “Gesellschaftlicher Zusammenhalt betrifft jeden”, fügte er hinzu.

“In Jordanien rekrutiert der IS Kinder an Schulen”, sagte Heller. Das Land verwende “ein Viertel seines Budgets” für Flüchtlinge. Für Heller sollten sich das besonders diejenigen zu Herzen nehmen, die sich “die Hose nass machen, wenn 17 Flüchtlinge in ihren Ort kommen.”

UNICEF setzt sich für Kinder in Krisengebieten ein

Einen wichtigen Impuls für Kinder gibt die UNICEF-Initiative für kinderfreundliche Städte (CFCI), die die Interessen von Kindern in urbanen Gebieten umsetzt. Louise Thivant von CFCI berichtete, dass die Initiative in weltweit 38 Ländern umgesetzt worden sei, in Österreich bereits in 140 Gemeinden. Dabei würden die Besonderheiten der einzelnen Gemeinden berücksichtigt. “Wir müssen alle Kinder erreichen, nicht nur die aus reichem, gut ausgebildetem Elternhaus”, sagte Thivant.

Ein weiteres erfolgreiches Projekt für Kinder auf Gemeindeebene stellte die Lokalpolitikerin Veronica Andersson aus Nyköping in Schweden vor. “Wir haben vier Schulen zu einer zusammengefasst”, erklärte sie. Alle Kinder, ungeachtet der sozialen Herkunft, gingen so in dieselbe Schule. “Das System inkludiert alle, ungeachtet der Herkunft”, betonte sie. “Die Leistung der Kinder hat dadurch stark zugenommen”, so Andersson. “Dabei hat auch niemand seinen Job verloren”, versicherte die Lokalpolitikerin. Dank der vielen Lehrkräfte würden die Kinder in allen Fächern nun von den passenden Lehrern unterrichtet. “Früher musste beispielsweise der Sportlehrer auch Deutsch unterrichten, das ist jetzt nicht mehr der Fall”, fügte sie hinzu.

Kommunen und Städte oft mit Problem allen

Der Soziologe und Stadtspezialist Yuri Kazepov von der Universität Wien erklärte, dass die Kommunen und Städte mit sozialen Projekten oft allein gelassen würden. “Subsidiarität ist für Städte sehr wichtig, doch diese muss aktiv Verantwortung übernehmen und die nötigen Ressourcen erhalten”, so Kazepov. Oft werde aber lediglich die Verantwortung an die Gemeinden abgegeben, ohne ihnen die finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. “Dadurch wächst die Ungleichheit und Ungerechtigkeit in den Städten”, fügte der Experte hinzu. Er forderte darum, gerade in Bezug auf die Migration, die Gemeinden besser zu unterstützen.

APA/Red.

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