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"An die Konsequenzen denkt man nicht"

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"Ich habe mit 13 zu trinken begonnen und habe den Konsum von Alkohol nie als etwas Negatives gesehen", schildert der heute 26-jährige J.P.

Er ist mittlerweile „trockener Alkoholiker“ und arbeitet bei der Hilfsgemeinschaft der Anonymen Alkoholiker mit jungen Suchtopfern. Er weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell aus einem fröhlichen Freizeitvergnügen ein ernsthaftes Problem werden kann: „Ich habe mich als Jugendlicher mit bestem Gewissen betrunken. An die Konsequenzen habe ich nie gedacht.“

Es gibt keine genauen Zahlen, wie viele Jugendliche in Österreich an Alkoholproblemen leiden. Es gibt auch kein einheitliches Jugendschutzgesetz, doch in allen Bundesländern ist der Konsum von Alkohol vor dem vollendeten 16. Lebensjahr – zumindest in der Öffentlichkeit – verboten. Trotzdem kam eine Studie des Österreichischen Instituts für Kinderrechte schon im Jahr 2001 zu dem Ergebnis, dass 87 Prozent aller 16-Jährigen wenigstens einmal Alkohol konsumiert hatten. 26,9 Prozent trinken mindestens einmal pro Woche.

Primar Michael Musalek, ärztlicher Leiter des Anton Proksch-Instituts in Wien-Kalksburg, behandelt „mehrere hundert Patienten unter 16“ pro Jahr in seinem Therapiezentrum: „Alkohol ist ein profundes Problem unserer Gesellschaft – und die Verniedlichung der Gefahren eines unserer Hauptprobleme. Was sollen sich Kinder denken, wenn sie sehen, wie in ihrem engsten Umfeld Alkohol ganz selbstverständlich konsumiert wird?“ Er glaubt, dass Aufklärungsarbeit in den Schulen beginnen sollte, nicht zuletzt, weil viele vom Alkohol betroffene Kinder und Jugendliche massive Probleme im Elternhaus haben. „Jugendliche trinken nicht nur aus Jux und Tollerei, oft sind sie Menschen mit psychosozialen Problemen. Alkohol kann diese Probleme allerdings nicht lösen, er kann sie nur verstärken.“

„Alkoholismus ist eine Krankheit“, sagt Ursula Mayer, Sprecherin der Anonymen Alkoholiker. Auch sie wünscht sich, dass das Problem des Alkohols in den Schulen thematisiert wird. „Beim Sexualkunde-Unterricht lernen die Kinder auch sehr wichtige Grundlagen. Es wäre sehr hilfreich, wenn man junge Menschen schon in den Unterstufen über Alkohol und alle damit verbundenen Gefahren informiert.“ Aus ihrer langjährigen Arbeit mit Alkoholikern weiß sie, dass die Sucht Menschen aller Altersgruppen und aller sozialen Schichten treffen kann; aber natürlich wird nicht jeder, der trinkt, automatisch zum Alkoholiker: „Es ist nichts Schlimmes dabei, wenn man eine Rumkugel vom Weihnachtsbaum nascht. Aber jugendliche Kampftrinker haben sicher einen kürzeren Weg in die Sucht als andere.“

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