AA

Amtsantritt des argentinischen Präsidenten

Der neue argentinische Präsident Nestor Kirchner will das Vertrauen in die völlig ruinierte Wirtschaft wieder herstellen. Der gesamte Militärapparat soll gesäubert werden.

Bei seiner Amtseinführung hat der neue argentinische Staatspräsident Nestor Kirchner die Wiederherstellung des Vertrauens in die Wirtschaft versprochen und Armut und Korruption den Kampf angesagt. Er sei angetreten, seinen Landsleuten „einen Traum“ vorzuschlagen: „Sie Schaffung von Wahrheit und Gerechtigkeit, ein Argentinien von allen und für alle“, sagte der peronistische Politiker am Sonntag (Ortszeit) in seiner Antrittsrede vor dem Parlament in Buenos Aires. Zuvor hatte er in einer feierlichen Zeremonie die Amtsgeschäfte von dem Übergangspräsidenten Eduardo Duhalde übernommen. Vor dem Präsidentenpalast wurde Kirchner von tausenden Anhängern gefeiert.

Mit Bezug auf den Schuldendienst Argentiniens gegenüber internationalen Finanzorganisationen betonte Kirchner, der Schuldenabbau dürfe nicht auf Kosten von Bildung und Gesundheit gehen. Sobald die Wirtschaft wachse, könne Argentinien auch die Begleichung der 121 Milliarden Dollar (103 Milliarden Euro) Schulden ins Auge fassen. Bei der Entwicklung der nationalen Wirtschaft müsse der Staat die zentrale Rolle spielen.

Kirchner steht vor der Herausforderung, die schwerste Wirtschaftskrise Argentiniens und einen immensen Schuldenberg zu bewältigen. Aufgabe des „Superministers“ für Wirtschaft und Industrie, Roberto Lavagna, wird es vor allem sein, bei den internationalen Gläubigern wie dem Internationalen Währungsfonds um Vertrauen zu werben.

Der 53-jährige peronistische Politiker kündigte an, die Armee mit einer Reform von ihrer historischen Belastung wegen der Unterstützung früherer Gewaltherrscher zu befreien. Nach den Worten von Verteidigungsminister Jose Pampuro soll dafür der „gesamte Militärapparat“ erneuert werden. Insgesamt 27 Armeegeneräle, 13 Admiräle und zwölf Brigadegeneräle sollen durch jüngere und nicht belastete Offiziere ersetzt werden.

Kirchner bekräftigte ferner den Anspruch auf die Falkland-Inseln (Malvinas), um die Argentinien in den achtziger Jahren Krieg gegen Großbritannien geführt hatte. Unter seiner Regierung werde es außerdem eine enge Zusammenarbeit mit den USA und der Europäischen Union geben, betonte der neue Präsident.

Nach der Zeremonie der Amtsübergabe fuhr der frühere Gouverneur der Provinz Santa Cruz in Begleitung seiner Ehefrau Cristina und seiner beiden 13 bzw. 26 Jahre alten Kinder Florencia und Maximo zur Casa Rosada, dem Amtssitz des Staatsoberhaupts im Zentrum der Hauptstadt. Auf der davor liegenden Plaza de Mayo wurde der neue Staatschef von tausenden Anhängern bejubelt. Unter „Ole’“- und „Argentina“-Rufen grüßte Kirchner vom Balkon seines Amtssitzes aus, der durch die Auftritte des früheren Staatschefs General Juan Domingo Peron und dessen legendärer Frau Evita Berühmtheit erlangt hatte.

An den Feierlichkeiten zum Amtsantritt nahmen 13 lateinamerikanische Staats- und Regierungschefs teil, unter ihnen der kubanische Präsident Fidel Castro, der venezolanische Präsident Hugo Chavez und der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva.

Kirchner tritt die Nachfolge von Interimspräsident Duhalde an, der inmitten sozialer Unruhen an die Staatsspitze gelangt war. Kirchners parteiinterner Rivale Ex-Präsident Carlos Menem hatte auf die Teilnahme an der Stichwahl verzichtet, weil er chancenlos gewesen wäre. So wurde Kirchner mit nur 22 Prozent der Wählerstimmen aus der ersten Runde automatisch argentinischer Staatschef.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Amtsantritt des argentinischen Präsidenten
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.