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AMS-Chef: Kompetenzcheck für Flüchtlinge ist keine Studie

Kopf: Kompetenzcheck "ein Projekt zur beruflichen Integration Asylberechtigter".
Kopf: Kompetenzcheck "ein Projekt zur beruflichen Integration Asylberechtigter". ©APA/Symbolbild
Flüchtlinge in Österreich haben zum Teil eine bessere Ausbildung als erwartet. Zu diesem Ergebnis kam der am Dienstag vorgestellte AMS-Kompetenzcheck von 898 Flüchtlingen. Nachdem dies medial große Wellen geschlagen hatte und teilweise Kritik an den Ergebnissen laut geworden war, hat AMS-Vorstand Johannes Kopf erneut klargestellt, dass es sich nicht um eine wissenschaftliche Erhebung handelt.
Kompetenzcheck je nach Land unterschiedlich


“Der Kompetenzcheck ist keine Studie, die primär statistische Sorgfalt verlangt, sondern ein Projekt zur beruflichen Integration Asylberechtigter, in dem die Kompetenzen und Qualifikationen der Teilnehmer/innen zum Zweck einer allfälligen Qualifizierung und anschließenden Jobvermittlung erhoben wurden”, schreibt Kopf in einer Stellungnahme auf seiner “Facebook”-Seite. Die anerkannten Flüchtlinge, die am Kompetenzcheck teilgenommen hätten, seien nach dem “First-come-first-serve-Prinzip ausgewählt” worden. Es habe sich also um jene Asylberechtigten gehandelt, die zu einer bestimmten Zeit im Herbst 2015 ihre AMS-Termine hatten.

MEINE STELLUNGNAHME ZU FRAGEN BZW. KRITIK AN UNSEREM KOMPETENZCHECKDie gestrige Präsentation der Ergebnisse des…

Posted by Johannes Kopf on Wednesday, January 13, 2016

Ergebnisse für AMS-Chef “nur bedingt” repräsentativ

Die Ergebnisse des Pilotprojekts Kompetenzcheck sind laut Kopf “nur bedingt” repräsentativ für die nach Österreich fliehenden Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten. Alle getesteten Personen hätten schon Asyl erhalten und seien daher zumeist schon länger im Land. Auch entspreche die 50/50-Verteilung von Männern und Frauen nicht dem tatsächlichen Zuzug, der aus rund 75 Prozent Männern bestehe. “Unsere Aussage zur Problem der Repräsentativität wurde von den Medien richtig transportiert und findet sich auch in nahezu allen Medienberichten”, so Kopf.

Flüchtlinge aus Afghanistan mit geringem Ausbildungsniveau

Gut ausgebildet beim Kompetenzcheck waren Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Iran, ein geringes Ausbildungsniveau hatten Afghanen. Etwa hatten bei anerkannten Flüchtlingen aus Syrien 29 Prozent eine Matura und 26 Prozent ein Studium. Im Gegensatz dazu hatten bei afghanischen Asylberechtigen 30 Prozent keine Schulbildung und 20 Prozent eine Grundschule besucht. “Die nun vorliegenden Ergebnisse sind daher zumindest eine wichtige Orientierungsgröße”, so Kopf.

AMS-Vorstand “vorsichtig optimistisch”

Der Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS) zeigte sich am Dienstag zur Integration von anerkannten Flüchtlingen in den heimischen Arbeitsmarkt “vorsichtig optimistisch”. Es sei aber eine “Herkulesaufgabe”, sagte Kopf bei der Präsentation des Kompetenzchecks. Bei Asylberechtigen aus Syrien, dem Irak und dem Iran gebe es “optimistisch stimmende Ergebnisse”, bei Personen aus Afghanistan hingegen “bedrückende Ergebnisse”. Kopf warnte davor zu glauben, dass aufgrund der relativ guten Ausbildung der syrischen, iranischen und irakischen Flüchtlinge die Integration in den Arbeitsmarkt leichter sei. Die Arbeitslosigkeit in Österreich liege auf dem höchsten Stand der Zweiten Republik, die Flüchtlinge seien teilweise traumatisiert und hätten schlechte Sprachkenntnisse. “Die Herausforderungen bleiben groß”, mahnte der AMS-Vorstand.

Bis zu 13.500 Kompetenzchecks geplant

In den fünfwöchigen Kursen des Kompetenzchecks hat das AMS in der jeweiligen Muttersprache die Ausbildung, Berufserfahrung, Fremdsprachenkenntnisse und das Deutsch-Niveau der anerkannten Flüchtlinge erhoben. Außerdem wurde mit den Asylberechtigten ein Lebenslauf erstellt, das österreichische Ausbildungssystem vorgestellt, Eignung und Fähigkeiten abgeklärt und auch berufspraktische Tests durchgeführt. “So wurden zum Beispiel Teilnehmer, die behaupteten, Maler zu sein, zu einem solchen Betrieb ‘zur Erprobung’ geschickt und wir erhielten dann Rückmeldung über die tatsächlichen Fähigkeiten”, erklärte Kopf. Ziel dieser Überprüfungen sei es gewesen, den Schulungsbedarf festzustellen. Das AMS plant heuer bis zu 13.500 Kompetenzchecks mit Asylberechtigten.

Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter forderte am Donnerstag in einer Aussendung, Integrationsmaßnahmen bereits vor Asylanerkennung in Österreich durchzuführen. In Deutschland werde bereits in den Erstaufnahmestellen die Kompetenzen von Flüchtlingen mit Bleiberechtsperspektive erhoben. Wachter zeigte sich mit den ersten Erkenntnissen des Kompetenzchecks zufrieden: “Die Ergebnisse der Kompetenzcheck-Erhebung sind ein Wegweiser für die nächsten Schritte zur Arbeitsmarktintegration und stimmen vorsichtig positiv”, so der Caritas-Generalsekretär.

(APA)

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