AA

Ampeln umgerüstet für Sehbehinderte

Bereits 200 der rund 1.200 Wiener Ampeln sind behindertengerecht adaptiert. Verkehrsstadtrat Rudolf Schicker (S) hat am Mittwoch die Jubiläums-Signalanlage eingeweiht.

Für Wolfgang Kremser vom Wiener Blinden- und Sehbehindertenverband sind diese rund 17 Prozent zwar „relativ wenig“. Immerhin sei es aber heute schon obligat, dass neu errichtete Signalanlagen mit dem akustischen Zusatz ausgerüstet werden, sagte er zur APA.


Zugegebener Maßen sei das Nachrüsten alter Anlagen mit hörbarem Signal, Markierung in Blindenschrift und tastbarer Leiteinrichtung am Boden sehr teuer. Wichtig sei aber, dass zumindest die Ampeln in der Nähe von Verkehrsknotenpunkten generell auch für Blinde benützbar sind. Das hervorragendste Verkehrsnetz nütze nichts, wenn man es erreichbar sei, gab Kremser zu bedenken.


Nachrüstungen der Lichtsignale müssten von den Bezirken selbst bezahlt werden. Während nun beispielsweise Meidling an der Spitze liege und 19 umgerüstete Ampeln aufweise, sähe die Situation im Nordwesten anders aus. So verfügten Hernals, Währing und Döbling zusammengenommen lediglich über vier entsprechende Anlagen. Die ersten „Blindenampeln“ wurden in Wien bereits 1972 aufgestellt.


An und für sich sei man mit der Lage der Blinden im öffentlichen Wiener Raum zufrieden, betonte Kremser. Als herausragendes Beispiel nannte er etwa die U-Bahnen, die mit einem durchgängigen Blindenleitsystem ausgestattet seien. Wünschenswert sei aber, dass es auch auf öffentliche Plätze ausgedehnt werde. Kremser nannte hier den neu gestalteten Schwarzenbergplatz, bei dem von vornherein gefräste Granitplatten eingelassen worden seien. Umrüstungen von intakten Oberflächen seien teuer, weshalb man dies auch nicht generell fordere: „Wir sind nicht so radikal“, beteuerte Kremser.


Größere Sorgen bereitet dem Blindenverband die Gestaltung der modernen Bauten in Wien. „Die Architekten wollen sich austoben“, kritisierte Kremser, achteten dabei aber immer weniger auf barrierefreies Bauen. Ebenso seien Baustellen meist nicht gesetzeskonform abgesichert. Da fänden sich Gerüste auf Kopfhöhe und Gruben, die lediglich mit einem dünnen Plastikband „gesichert“ seien. Und bis die Behörden bei Beschwerden einschritten, dauere es meist sehr lange, bedauerte Kremser.

Link: Informationen zum Blindsein in Wien

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Ampeln umgerüstet für Sehbehinderte
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen