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Amoklauf in Bayern

Ein Schüler hat Mittwoch Früh in einer Schule im bayrischen Coburg eine Lehrerin angeschossen und sich anschließend selbst getötet.

Etwas mehr als ein Jahr nach dem Amoklauf in Erfurt mit 17 Toten hat am Mittwoch ein 16 Jahre alter Schüler in der nordbayerischen Stadt Coburg gezielt auf seine Lehrerin geschossen und sich selbst getötet. Wie Polizeisprecher berichteten, verfehlte er die 41-jährige Lehrerin knapp, traf aber eine zweite in den Oberschenkel. Die 52-Jährige wollte den Burschen zum Aufgeben überreden. Seine Mitschüler kamen mit dem Schrecken davon. Das Motiv des 16-Jährigen wird im privaten Umfeld vermutet.
Wie Polizeisprecher berichteten, kam der 16-Jährige, der als ruhig, zurückhaltend und nicht aggressiv galt, am Morgen mit zwei Waffen aus der Sammlung seines Vaters – Mitglied eines Schützenvereins – in seine Klasse an der Staatlichen Realschule II. In der ersten Stunde habe er seinen Mitschülern eine Pistole gezeigt. Wie ein Bursch aus der Klasse berichtet habe, sei der 16-Jährige dann in der zweiten Stunde gegen 9.00 Uhr aufgestanden, habe auf seine mit dem Rücken zur Klasse an der Tafel stehende Lehrerin gezielt und abgedrückt. Er habe die 41-Jährige verfehlt, ein zweites Mal geschossen, sie aber erneut nicht getroffen.

In Panik flohen die Lehrerin und die Schüler aus der Klasse, ein Schüler sprang aus dem Fenster und verletzte sich leicht, wie die Polizei berichtete. Der bewaffnete Bursch zwang einen 15-jährigen Mitschüler, im Raum zu bleiben. Eine zweite Lehrerin, die auch als Schulpsychologin tätig sei, habe im Nebenraum Arbeiten korrigiert und sei aufgeschreckt von dem Tumult in das Klassenzimmer gerannt. Bei dem Versuch, den 16-Jährigen zu beschwichtigen und ihm die Waffe abzunehmen, löste sich ein Schuss. Die Kugel durchbohrte den Oberschenkel der Frau. Die Polizei geht dabei nicht von einem gezielten Schuss aus. Die Lehrerin konnte sich aus dem Zimmer retten.
An Anwesenheit seines Mitschülers schoss sich der Schüler laut Polizei in den Kopf. Er sei zu seinem Rucksack gegangen, habe eine zweite Waffe herausgezogen und sich erschossen, habe der Mitschüler berichtet. Er sei sofort tot gewesen.

Die Polizei richtete eine Sonderkommission ein. Das Motiv des Schülers lag zunächst im Dunkeln. Die bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier sagte, der 16-Jährige sei kein brillanter Schüler gewesen. Seine Leistungen hätten im zweiten Halbjahr nachgelassen. Die Gründe dafür seien nicht bekannt. Der Bursch hätte aber das Klasseziel erreicht. Im Jahr zuvor war er durchgefallen. Im Mai seien seine Eltern deshalb zu einem Gespräch in die Schule geladen worden, die Mutter sei auch gekommen. Hohlmeier sagte, es habe wahrscheinlich in jüngster Vergangenheit „Veränderungen in seinem Umfeld gegeben“. Details nannte sie nicht.

Die Lehrerin erlitt laut Polizei einen Oberschenkel-Durchschuss und wurde ins Krankenhaus gebracht, am Nachmittag aber wieder entlassen. Zwei der insgesamt 34 Schüler der Klasse erlitten einen Schock. Die Klasse wurde zunächst von Psychologen in dem ansonsten geräumten Schulgebäude betreut.

Schulangaben zufolge sollten am selben Tag die Prüfungsergebnisse der Abschlussklasse bekannt gegeben werden. Wie der Sprecher des Coburger Ordnungsamtes, Stefan Hinterleitner, sagte, war auch der Großvater des Burschen im Schützenverein und erstellte sporadisch als Sachverständiger für Schusswaffen und Schießsportanlagen Gutachten für die Stadt.

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