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Amok-Drohung: Drei Männer verhaftet

Einen Tag nach Beginn der Großfahndung nach einem möglichen Amokläufer in Baden-Württemberg hielten am Donnerstag Trittbrettfahrer in ganz Deutschland die Polizei in Atem.  

Die Ermittler hatten weiter keine heiße Spur zu dem Unbekannten, der im Internet für den Nikolaustag einen Amoklauf an einer Schule angedroht hatte. Der 18-jährige Schüler, der am Mittwoch im Zentrum der Ermittlungen gestanden war und sich vermutlich selbst das Leben nahm, war nach Polizeierkenntnissen nicht der Verfasser der Drohung. Die Auswertung seines Computers habe keine Hinweise auf eine geplante Gewalttat ergeben, berichtete die Polizei.

In ganz Deutschland musste die Polizei wegen Drohungen von Trittbrettfahrern ausrücken. Im Ortenaukreis (Baden-Württemberg) nahm die Polizei drei Männer im Alter zwischen 19 und 35 Jahren fest. Einer von ihnen gestand, per E-Mail am Mittwochabend einen Überfall auf eine Schule angekündigt zu haben. Die Polizei prüft, ob die drei auch für die ursprüngliche Drohung verantwortlich sind. Ein 20-Jähriger kündigte in Sachsen nach einem Schulverweis telefonisch bei der Polizei die Sprengung seiner Berufsschule an und wird seither vermisst. Im sauerländischen Marsberg wurde ein 16-Jähriger vorübergehend festgenommen, nachdem er im Internet mögliche Amokpläne angedeutet hatte. Weitere Vorfälle gab es in Köln, Saarbrücken und Freudenberg (Nordrhein-Westfalen) und Ludwigsburg (Baden-Württemberg).

Der Innenminister von Baden-Württemberg, Heribert Rech (CDU), kündigte an, “üble Scherze“ von Trittbrettfahrern als Straftat zu ahnden. Täter hätten mit hohen Geldbußen zu rechnen, im Wiederholungsfall sogar mit noch schärferen Strafen. Unterdessen blieben auch am Donnerstag an vielen Schulen die Sicherheitsmaßnahmen bestehen.

Am Dienstag war bekannt geworden, dass ein Unbekannter im Internet für den Nikolaustag einen Amoklauf angedroht hatte. Daraufhin hatte das Kultusministerium die Schulleiter im Südwesten gewarnt. Die Kritik an der öffentlichen Warnung vor dem Amoklauf wurde am Donnerstag schärfer. Der Aachener Psychoanalytiker Micha Hilgers sagte im „SWR2“-Journal am Morgen“: „Diese enorme öffentliche Aufmerksamkeit, ja Hysterie, die ist quasi Balsam auf die verletzten Seelen derjenigen, die für Amoktaten in Frage kommen.“

Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Josef Schneider, sagte in einem dpa-Gespräch: „Ich kann doch einen möglichen Täter nicht so warnen. Wenn der das wirklich vorhat, dann kann er das jetzt noch machen.“ Ein Ende der verstärkten Polizeipräsenz an Schulen sei überhaupt nicht absehbar.

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