Amazon testet neue Rückgabe-Option mit Teilrückerstattung

Der Onlinehändler Amazon bietet seinen Kundinnen und Kunden eine neue Möglichkeit im Rückgabeprozess: Bei bestimmten Artikeln wird anstelle der klassischen Retoure ein Preisnachlass angeboten – die Ware darf behalten werden, ein Teil des Kaufpreises wird rückerstattet. Die neue Option erscheint derzeit testweise bei einigen Produkten im Rückgabemenü.
Amazon bezeichnet das Modell als "flexible Option für den Rückabwicklungsprozess", mit dem Transporte reduziert und der Ablauf für Kund:innen vereinfacht werden soll. Für welche Artikel das Angebot gilt, hängt laut Unternehmen von Faktoren wie Größe, Preis und Rückgabegrund ab. Die genaue Berechnungsweise der Erstattung bleibt allerdings unklar – erste Nutzer:innen berichten von Gutschriften unter drei Euro.
Rechtliche Grauzonen und Kritik an Transparenz
Während der neue Prozess logistische Vorteile bringen soll, wirft er auch Fragen zur Transparenz und potenziellem Missbrauch auf. Kritikern befürchten, dass manche Kund:innen das System gezielt nutzen könnten, um für einbehaltene Produkte kleine Beträge zurückzuerhalten.
Auch rechtliche Fragen stellen sich – etwa im Buchhandel, wo die Preisbindung Rabatte auf Neuware untersagt. Das Branchenportal onlinehaendler-news verweist zudem darauf, dass sich der Umgang mit Rückgaben künftig stärker automatisieren könnte.
Rücksendungen als Kostenfaktor – auch in Österreich
Dass Retouren den Handel teuer zu stehen kommen, ist bekannt. Bereits 2021 dokumentierte das ZDF-Magazin Frontal gemeinsam mit Business Insider, dass Amazon europaweit teils neuwertige Produkte vernichten ließ. Laut Greenpeace wurden in 18 Monaten rund 1.840 Tonnen Waren entsorgt – darunter viele Artikel in der Kategorie "Verschiedenes".
Amazon verwies damals darauf, dass viele dieser Entscheidungen bei Drittanbietern lägen. Kritiker hielten dagegen, dass Vernichtung für Händler oft günstiger sei als Rücknahme, Prüfung und Weiterverkauf.
Rückgabe-Revolution oder Risiko?
In Österreich werden laut ORF jährlich rund 500 Millionen Pakete verschickt – bis zu 15 Prozent davon werden retourniert. Für viele Produkte gibt es keinen zweiten Lebenszyklus beim ursprünglichen Händler. Stattdessen landen sie bei spezialisierten Wiederverkäufern, etwa bei "Retourenschätze" im Burgenland oder bei Palettenhändlern, die beschädigte oder geöffnete Ware weitervermarkten – oft sogar via TikTok-Livestreams.
Andere Händler gehen härter vor
Zalando verfolgt unterdessen einen anderen Ansatz: Seit April werden Kunden mit auffällig hoher Retourenquote für bis zu zwölf Monate vom Einkauf ausgeschlossen. Der Konzern betont, dass nur 0,02 Prozent der Nutzer betroffen seien – dennoch wird jede zweite Bestellung retourniert.
Amazon äußert sich zu konkreten Retourenzahlen nicht. Branchenangaben zufolge liegt die Quote im österreichischen Onlinehandel bei 12 bis 15 Prozent – eine Größenordnung, in der auch Amazon operieren dürfte.
Ob das neue Modell langfristig zu weniger Rücksendungen oder eher zu mehr Anfragen auf Teilrückerstattung führt, ist derzeit offen.
(VOL.AT)