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Am Ende eines viel zu kurzen Tages - Trailer und Kritik zum Film

Das Ende ist gleich am Anfang klar: Don wird sterben. Er ist 14, und er hat Krebs. Wenn er sich nicht gerade im Krankenhaus Gift durch den Körper pumpen lassen und sich anschließend davon erholen muss, zeichnet er Comics - mal in sein Sketchbook, gerne auf Hausfassaden oder auf die Glasfront der Schulmensa. Alle Spielzeiten auf einen Blick

In seinen Comics hat er die Kontrolle über das Leben seines Alter Egos, den Superhero Miracleman, den grausamen Glove und dessen prallbusige, lüsterne Gehilfin Nursery Worsey. Doch seine Zeit ist knapp, Zeit, um erwachsen zu werden, Zeit, um die Liebe zu erfahren.

“Am Ende eines viel zu kurzen Tages” heißt der am 26.10. in Österreich startende Film des irischen Regisseurs Ian FitzGibbon nach dem fulminanten Coming-of-Age Roman “Superhero” des Neuseeländers Anthony McCarten. Grandios integriert er darin die Comic-Sequenzen im Stile der klassischen Artworks. Diese Szenen voller Gewalt und Sex um den Superhero, der begehrenswert, aber selbst unfähig ist zu lieben, spiegelt die Gefühlswelt des pubertären Dons (Thomas Brodie-Sangster) wider. Don flüchtet sich darin vor seiner überfürsorglichen, von Kummer gezeichneten Mutter, vor allzu verständnisvollen Psychologen, vor seiner eigenen Angst, der er mit aggressiver Coolness begegnet.

Zynisch, witzig, todtraurig: Tolle Verfilmung des Romans “Superhero”

Thomas Brodie-Sangster, der 2003 an der Seite von Liam Neeson in “Tatsächlich…Liebe” den süßen Sohn gab, spielt diesen Jugendlichen mit unglaublicher körperlicher Präsenz. Abgemagert, meist mit einer Mütze über den haarlosen Kopf, fahl und ohne Augenbrauen kann man sich ihm, seiner Wut und seiner ausweglosen Rebellion nicht entziehen. Schonungslos ist er mit sich und seiner Umwelt.

Immer wieder klettert Don auf Brücken, fordert den Tod auf Bahnschienen heraus. Dass er danach regelmäßig von der Polizei zu seiner verzweifelten Mutter nach Hause gebracht wird, scheint ihm egal. Doch im Laufe des Films wird er weicher, versucht seiner Familie Hoffnung zu geben, sie zumindest zu trösten. Und ab und zu sieht man sogar ein Lächeln auf seinem fahlen Gesicht.

Diese Wandlung hat er vor allem seinen Psychologen Dr. Adrian King (Andy Serkis) zu verdanken, der ihm mit Respekt, aber ohne Mitleid begegnet. Stets in eine dicke Strickjacke gehüllt und mit großen Augen über den Rand seiner dunklen Brille blickend hört er Don zu, nimmt ihn ernst und scheint nach und nach, mehr als einen Patienten in Don zu sehen. Adrian öffnet sich selbst und wird zu Dons väterlichem Freund.

Und dann taucht plötzlich auch noch Shelly (Aisling Loftus) in Dons Leben auf, hübsch, rebellisch und irgendwie anders. Auch sie begegnet dem Todkranken mit entwaffnender Ehrlichkeit und Normalität. Don kann sein Glück gar nicht fassen, dass sie sich ausgerechnet für ihn interessiert. Doch wie funktioniert die Liebe, der Sex?

Anthony McCarten hat seine Romanvorlage behutsam zum Drehbuch umgeschrieben, einige Figuren etwas geschmeidiger, sympathischer und in Teilen auch klischeehafter gemacht, den rauen Ton, den Sarkasmus und makabren Witz aber hat er erhalten. Trotz etwas viel Pathos und Klischees am Ende gelingt es Regisseur FitzGibbon, diese wunderbar ergreifende Geschichte über den Umgang mit dem Tod und der Sehnsucht nach Liebe und Leben eines Jugendlichen so komisch wie traurig zu inszenieren, dass es einem am Ende das Herz zerreißt.

(APA)
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