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Am Bergfried hing die Wäsche

©VMH/Philipp Steurer
Helene Aufinger bewohnt seit Jahrzehnten den schönsten Ort von Feldkirch – die Schattenburg.

Dass das Leben in früherer Zeit hart war, steht außer Frage. Dass der Alltag einer Burgbewohnerin auch heute noch seine Tücken hat, erfährt jeder Besucher, der in diesen Tagen den Aufstieg zum mächtigsten und zugleich schönsten Bauwerk der Stadt Feldkirch wagt und sich insgeheim wünscht, dass man zumindest ein paar Schäufelchen Kies mehr verschwenden hätte können. Wie oft Helene Aufinger diesen Wunsch hegte oder noch hegt, lässt sich wohl kaum eruieren. Auf der Schattenburg angekommen, gilt es noch einen zugigen Holzgang zu überwinden, bevor eine freundliche Dame die Tür zur kleinen Wohnung öffnet. In der Kemenate ist es in der Tat behaglich warm. Der namensgebende Kamin ist nicht vorhanden, aber zum Ausbau der Wohnräume zählte natürlich der Einbau einer Heizung.

Der Burggeist

„Möbel waren kaum welche da, aber viel Dreck“, erinnert sich Helene Aufinger an ihren Einzug im Jahr 1972. In Italien hat sie der damalige Obmann des Museumsvereins kennengelernt und angeworben. „Ich habe ja überhaupt nichts gekannt von Feldkirch, nicht einmal wie man hinkommt“, umschreibt sie ihr begreifbar zögerliches Verhalten. Ihre Tochter hatte sich aber rasch mit dem Alltag in Vorarlberg angefreundet. So blieb man. Ihren Beruf beschreibt die aus dem Ötztal stammende Frau heute mit „alles“. In einer Wirtschaft aufgewachsen, hat sie zupacken gelernt. Ihr Heim in Feldkirch hat sie sich selbst eingerichtet. Das Wassertragen sei mühsam gewesen, aber wenn man sie dann so von der Begegnung mit den Besuchern erzählen hört, bekommt man mit, dass das Nachlesen über historische Ereignissse, Objekte und Gemäuer auch mit sehr viel Freude einherging. „Mit jedem Lernen wurde mein Interesse noch größer. Zu Beginn bin ich bei den Führungen einfach immer mitgegangen, habe das alles auch sehr gerne hören mögen und habe dann bald selbst Führungen übernehmen können. Zu den Aufgaben der „Betreuerin“ zählte eben das Aufsperren der Räumlichkeiten für die Besucher und die Informationsweitergabe. „Ich bin mit jedem Museumsvereinsobmann gut ausgekommen“, betont sie. Auch der jetzige, Manfred A. Getzner, schätzt „seine Helene“. Man witzelt noch darüber, dass auch auf der Schattenburg ein Geist spuken soll (Aufinger: „Ich fürchte mich vor nichts.“ Getzner: „Ich schon, aber wenn ich einen gehört habe, dann warst das immer du.“), und freut sich, dass das Museum in der Schattenburg nun so schön geworden ist, und der Bergfried, auf dem die Burgfrau einst die Wäsche zum Trocknen aufgehängt hatte, nun saniert und zugänglich gemacht werden konnte. „Siehst du, Manfred, ich habe ja seit Jahrzehnten gesagt, macht etwas mit dem Bergfried, jetzt darf ich es erleben.“ Was macht da ein Obmann? Er nickt und meint anerkennend: „Die Helene stellt uns immer noch die Wadeln vorwärts.“

zur Person

Helene Aufinger Geboren: 1922, aufgewachsen im Ötztal Beruf: „alles“ Werdegang: im Jahr 1972 Übersiedlung nach Feldkirch, von 1972 bis 2002 Betreuerin in der Schattenburg Passion: Auseinandersetzung mit der Geschichte Wohnort: auf der Schattenburg Feldkirch

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