Ich habe schwachsinniger Weise nur ein Fragezeichen gemalt, sagte Luc Bondy zum Programm der Wiener Festwochen 2008. Jeder Regisseur war aufgefordert, auf einem Foto seine Vorstellung vom Festwochen-Thema Zukunft zu präsentieren – im Programmheft sind die Resultate zu bewundern. Zum Programm selbst steuerte der Intendant freilich einiges mehr bei, unter anderem zwei eigene Inszenierungen.
Daneben sind Luk Perceval, Ivo van Hove, Johan Simons, Amir Reza Koohestani oder Christoph Marthaler 2008 erneut bei den Festwochen zu Gast.
42 Produktionen, 50.000 Karten
Mehr als 50.000 Karten werden für die 42 Produktionen aufgelegt. Den Bezug zum Motto der Zukunft versucht man dabei aus allen Ecken herzustellen. So wird Erinnerung als Zukunft, die schon vorbei ist, betrachtet und Gegenwart durch die Optik der Zukunft schärfer gesehen, wie Schauspieldirektorin Stefanie Carp erklärte.
Mit einem monumental angelegten Exemplar dieser zukünftigen Rückblicke auf die Gegenwart beginnt das Schauspielprogramm schon am 3. Mai, wenn das Theatre du Soleil nach zwölf Jahren mit Les Ephemeres zu den Festwochen zurückkehrt. Ariane Mnouchkine erzählt mit einem engmaschigen Netz aus Alltagsgeschichten vom Leben im 20. Jahrhundert. Wesentlich weiter zurück blickt Ivo van Hove mit einer Schauspielinstallation von Shakespeares Römischen Tragödien.
Neben alten Bekannten präsentieren die Festwochen auch neue Gesichter, die häufig osteuropäische Identitätsprobleme thematisieren. Dimitris Dimitriadis Ich sterbe als Land verlängert die gebrochene Identität Griechenlands in die Zukunft bis zur Unkenntlichkeit. Die Polin Dorota Maslowska zeigt mit Zwei arme Polnisch sprechende Rumänen ein osteuropäisches Roadmovie und der Lette Alvis Hermanis bastelt aus bigrafisch-dokumentarischem Material 100 Prozent Schauspiel, wie Carp versicherte.