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Als Flucht ein Gesicht erhielt

Vorarlberg gibt Flüchtlingen Obdach. Ehrenamtliche sind dabei unverzichtbar. Schruns - Weltweit sind über 200 Millionen Menschen auf der Flucht. Als würde ganz Brasilien die Koffer packen und Argentinien noch dazu. Alle sind sie heimatlos.

Heute ist Weltflüchtlingstag. „Zumindest einmal im Jahr soll er daran erinnern, in welcher Situation wir leben.“ Der Schrunser Kulturvermittler Bruno Winkler zog Ende 2004 seine persönliche Konsequenz. In jenem Winter bezogen die ersten Flüchtlinge das ehemalige Krankenhaus Maria Rast. Vom Land bezahlt, von der Caritas betreut.

Die ratlosen Gesichter, die man nur vom Fernsehen kannte, waren im Montafon angekommen. „In einer bedrückenden Nähe“, sagt Winkler, der sich damals aufmachte, das zu tun, was er am besten kann: „Leute zusammenführen.“

Zu Anfang überwog die Scheu. Wie würden sie ihm begegnen? Was sollte er sagen? Einfach nur „Hallo“? Und immer die Angst im Hinterkopf, „nur ja nix falsch zu machen“. Heute ist das längst passé.

„Heute hat Schruns ein Netzwerk von 60, 70 Leuten aufgebaut“, die derzeit 40 Flüchtlinge begleiten. Alle machen sie mit: Stand Montafon, Gemeinde, der Heimatschutzverein. „Ich denke, man kann mit Recht sagen, dass Schruns in dieser Hinsicht ein besonderer Ort ist.“

Besonders gerieten auch die Kunstprojekte, die Winkler vermittelt hat. Zuletzt haben Schrunser Jugendliche in einem zwölf Minuten langen Video den Alltag der Flüchtlinge dokumentiert. „Wir suchen noch nach einem geeigneten Rahmen für die Premiere.“

„Allmende“

Studentinnen der Universität Bremen verwandelten im Frühjahr 2007 das ehemalige Krankenhaus St. Josef im Herzen von Schruns in ein einzigartiges Kunstprojekt. Es bot Flüchtlingen aus Afrika und Osteuropa Gelegenheit, in Tanz und Fotografie ihr Schicksal manifest auszudrücken. An der Universität Bremen wird punktgenau heute dieses Kunstprojekt namens „Allmende“ präsentiert.

„Allmende“ bedeutet Gemeingut. Im Mittelalter gab es sie praktisch in jedem Dorf: Die Wiese, auf der alle Bauern ihr Vieh weiden ließen, ein Stück Wald, das allen gehörte, ein Fluss, der Löschwasser bot. So machte die “ Allmende“ deutlich, dass hier eine Gemeinschaft zuhause war. Deren Mitglieder gaben aufeinander acht. Jeder auf jeden.

Die Schrunser schufen sich ihre Allmende neu. Und Bruno Winkler hat sie vermittelt.

ZUR PERSON

Bruno Winkler Beruf: Kulturvermittler
Geboren: 1946 in Kufstein
Familie: verheiratet
Ausbildung: PädAk
Laufbahn: 40 Jahre lang Lehrer im Montafon, zuletzt an der Hauptschule Dorf in Schruns, seit 2004 in der Flüchtlingsbetreuung engagiert.

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