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"Alles schlecht" bei Deutschlands 1:2 gegen Kroatien

Deutschlands Fußball-Nationalteam hat bei der EURO bisher zwei Gesichter gezeigt.

Auf den überzeugenden Auftritt gegen Polen (2:0) folgte vier Tage später am Donnerstagabend eine verdiente 1:2-Schlappe gegen Kroatien und die Tatsache, dass die DFB-Elf plötzlich in der Österreich-Gruppe B um den Viertelfinalaufstieg zittern muss. “Es ist klar, dass wir alle enttäuscht sind. Wenn man das Spiel analysiert, muss man sagen, dass die Niederlage verdient war”, gestand sich DFB-Teamchef Joachim Löw ein.

Seine Truppe hatte es nicht geschafft, die sehr defensiv eingestellten Kroaten in Verlegenheit zu bringen sowie unter Druck zu setzen. “Auch das Spiel ohne Ball war unbefriedigend”, sagte Löw. Jene Dinge, wie Tempo- und guter Kombinationsfußball, Ballsicherheit und Zweikampfstärke, die die Deutschen beim 2:0-Auftaktsieg gegen Polen noch ausgezeichnet hatten, wurden dieses Mal augenscheinlich vermisst. “Wir können grundsätzlich nicht zufrieden sein. Es war eine insgesamt schwache Mannschaftsleistung, alle Spieler sind unter ihren Möglichkeiten geblieben”, betonte der 48-Jährige.

Nach einer extrem schwachen Performance in der ersten Hälfte hatte der dreifache Europameister nach dem Seitenwechsel zumindest versucht, mehr Offensivakzente zu setzen, blieb aber bis auf Lukas Podolskis Anschlusstreffer in dessen 50. Teamspiel fast immer harmlos. “Die Mannschaft hat versucht, den Rückstand umzubiegen, aber wir haben kein Tempo reingebracht, sind nicht in die Zweikämpfe gegangen und immer nur hinterhergelaufen”, so ein enttäuschter Löw. Außerdem habe man den Kroaten mit hohen Bällen auf die Innenverteidiger Kovac und Simunic in die Karten gespielt.

Dazu fehlte Michael Ballack und Co. dieses Mal auch die individuelle Klasse, im Vergleich zu Luka Modric, Darijo Srna oder Ivica Olic wirkten die Deutschen blass. Der Chelsea-Legionär, der die DFB-Auswahl zum 40. Mal aufs Feld geführt hatte, konnte sich kaum in Szene setzen. “Wir mussten damit rechnen, dass der Gegner im Mittelfeld eine Wand aufbaut, um unsere Leute in Schwierigkeiten zu bringen. Das Mittelfeld war dicht und wir haben es nicht geschafft, da durchzuspielen”, fasste der Bundestrainer zusammen.

Ballack war aber nur ein Teil einer extrem schwachen Mannschaft. Lukas Podolski, der erst nach dem Wechsel auf seiner angestammten Stürmerposition traf, konnte nach seinem Doppelpack gegen Polen dieses Mal auf der linken Mittelfeldseite überhaupt keine Akzente setzen. Dazu war die Defensive, allen voran Linksverteidiger Marcell Jansen, unsicher. “Jansen hat gegen Polen ein gutes Spiel gemacht. Gegen die Kroaten war es nicht immer so einfach, da wir durch viele Ballverluste links offen waren. Deshalb hatten wir auch insgesamt nicht mehr so eine gute Ordnung in der Abwehr”, erwähnte der Ex-Austria-Trainer.

Zudem war auch das gegen Polen noch so gefährliche Sturmduo Miroslav Klose/Mario Gomez, vor allem aufgrund fehlender brauchbarer Vorlagen, abgemeldet. “Für einen Stürmer ist es immer schwierig, wenn man sich keine Chancen herausarbeitet. Beide sind normalerweise in der Lage andauernd Torgefahr zu erzeugen”, nahm Löw seine Angreifer etwas in Schutz.

Kein Pardon gab es hingegen vom Coach für Bastian Schweinsteiger, der nach seiner Einwechslung in der Nachspielzeit ausgeschlossen wurde. “Ich habe es mir im Fernsehen angeschaut und denke, es war eine Unsportlichkeit, aber keine Tätlichkeit, weil er ihn nicht schlägt”, sagte Löw. Trotzdem hätte er sich nicht dazu hinreißen lassen dürfen. “Wir haben vor dem Spiel extra gesagt, dass wir uns nicht provozieren lassen dürfen”, wies Löw hin.

Trotz der Niederlage haben es die Deutschen aber immer noch in der eigenen Hand, nach zwei erfolglosen Endrunden in Serie diesmal ins Viertelfinale einzuziehen. Ein Sieg gegen Österreich am Montag (20.45 Uhr in Wien/live ORF 1) würde genauso wie ein Remis bereits für den Aufstieg reichen. “Wir haben in den vergangenen zwei Jahren immer wieder einen Rückschlag hinnehmen müssen. Doch die Mannschaft hat dann immer wieder Charakter gezeigt. Ich bin überzeugt, dass sie gegen Österreich ein anderes Gesicht zeigen wird und wieder Akzente setzt”, glaubt Löw an seine Truppe.

Am System und den taktischen Vorgaben werde der DFB-Coach jedenfalls nichts ändern. “Wir werden uns das Spiel nochmals in Ruhe anschauen und die Erkenntnisse daraus ziehen”, so Löw. Dass seine Elf die Kroatien-Partie vielleicht zu locker genommen hätte, glaubt Löw nicht. “Ich hatte nicht das Gefühl. Die Mannschaft war in der Vorbereitung auf die Partie und im Abschlusstraining gut und konzentriert.

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