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Allergieforscherin mit "Drive"

Fatima Ferreira, die gebürtige Brasilianerin und Leiterin des Christian-Doppler-Labors für Allergiediagnostik und -therapie ist Wissenschaftlerin des Jahres.

“Einfach dazusitzen und zu warten” liegt der Allergieforscherin Fatima Ferreira (49) überhaupt nicht. Die vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten gekürte “Wissenschafterin des Jahres 2008”, die hierzulande als zweite Frau vor drei Jahren die Leitung eines Christian-Doppler-Labors an der Universität Salzburg übernahm, sucht immer wieder aktiv die Zusammenarbeit mit Kollegen, aber auch den Kontakt zur Öffentlichkeit.

So ist sie etwa auch Mitentwicklerin des prämierten Schulprojekts “Das Fliegende Immunologische Klassenzimmer”. “Man muss sich einbringen und integrieren – das gilt nicht nur in der Forschung, sondern auch für die Kultur”, sagte die gebürtige Brasilianerin mit österreichischem Pass gegenüber der APA. Dabei sei “der Drive zur Kooperation” hierzulande durchaus vorhanden – “wenn man will”.

Vor 18 Jahren kam die heutige außerordentliche Professorin vom Fachbereich Molekulare Biologie der Uni Salzburg nach Österreich, etwa so lange forscht sie auch an Allergien. In Zusammenarbeit mit dem Wiener Biotechunternehmen Biomay und mit ihrem “wissenschaftlichen Guru”, dem Allergieforscher Dietrich Kraft von der Uni Wien, entwickelte die Wissenschafterin beispielsweise das weltweit erste rekombinante (künstlich hergestellte) Allergen, jenes der Birke. Als Gründungsdirektorin des 2006 an der Uni Salzburg eröffneten Christian-Doppler-Labors für Allergiediagnostik und -therapie hat sie sich auch weiterhin der Entwicklung und Produktion von standardisierten rekombinanten Allergenen zur Diagnose und zur Therapie gewidmet. So arbeitet Ferreira an künstlichen Impfstoffen, etwa gegen die Traubenkraut- sowie Beifußallergie.

Pioniergeist hat die Wissenschafterin auch abseits des Labors bewiesen: Gemeinsam mit ihrem Salzburger Kollegen Reinhard Nestelbacher begann sie 2003 im Rahmen eines FWF-Forschungsprojekts mit Wissenschaftskommunikation. Einige Jahre darauf entwickelten die beiden Forscher das “Fliegende Immunologische Klassenzimmer”: Mitglieder der Forschungsgruppe besuchen dabei Schulklassen und führen mit den Kindern Experimente durch. “Heute erreichen wir damit etwa 10.000 Schüler pro Jahr”, so Ferreira. Das Konzept wurde 2006 mit dem Kommunikationspreis der europäischen Gesellschaft für Immunologie in Paris ausgezeichnet, es war der Hauptsieger des Wissenschaftskommunikationspreises des Wissenschaftsfonds FWF im Jahr 2007.

Ferreiras Motivation für die Vermittlungsarbeit: “Wir wollen die Menschen persönlich treffen und erklären, wie wir forschen, was wir mit dem Steuergeld machen und wie normale Leute von unserer Arbeit profitieren”. Die Förderung von Nachwuchsforschern, insbesondere Frauen, ist ein weiteres großes Anliegen der Wissenschafterin. Es sei ihre Verantwortung, sich als “Role Model” zu zeigen.

Fatima Ferreira, geboren am 16. Februar 1959 in Cachoeira de Goias (Brasilien), wurde gemeinsam mit ihren zwei Geschwistern allein von ihrer Mutter großgezogen. Sie studierte – mit Hilfe von Stipendien – Zahnmedizin und Biochemie in Brasilien und erhielt 1987 einen Doktortitel als Biochemikerin. Nach einer Forschungsassistenz ging sie 1988 als Post-Doc ans Department für Biochemie der Universität Toronto (Kanada). Dort lernte sie ihren späteren Ehemann, einen Wiener Biochemiker, kennen. Gemeinsam übersiedelten sie 1990 nach Österreich, wo sie an der Universität Wien und an der Universität Salzburg arbeitete.

Um an einer naturwissenschaftlichen Fakultät in Österreich tätig sein zu können, musste Ferreira 1998 ihren Diplomabschluss in Biochemie mit einer Arbeit über Birkenallergene nachholen. Sie habilitierte im Jahr 2000 im Fach Genetik an der Universität Salzburg und arbeitet dort seither als außerordentliche Professorin im Fachbereich Molekulare Biologie. Im Jahr 2006 wurde sie Gründungsdirektorin des Christian-Doppler-Labors für Allergiediagnostik und -therapie. Im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit zählt sie bisher über 110 Fachpublikationen und sieben Patentanmeldungen.

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