Ähnlich sieht das Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer (OGM). Es wäre ein Fehler, nun in die Offensive zu gehen, sagt er im Hinblick auf das einzige direkte Aufeinandertreffen von Kern, Kurz und Strache in diesem Wahlkampf. Nur die Bundesländerzeitungen schafften es, die drei Spitzenkandidaten gemeinsam auf ein Podium zu bekommen. Die Konfrontation wird heute, Freitag, um 15 Uhr in Linz stattfinden und auf VOL.AT live übertragen.
Schwierige Aufholjagd
Inhaltliche Schnittmengen sind bei allen dreien zu finden, sagt Stainer-Hämmerle. Spannend sei daher das Atmosphärische: „Die Frage ist: Wie gehen die Spitzenkandidaten in Bezug auf eine künftige Zusammenarbeit miteinander um?“ Am Ende nämlich werden sich die Koalitionsverhandlungen höchstwahrscheinlich zwischen den drei Parteien abspielen. In den Umfragen liegt Kurz konstant über 30 Prozent, Kern und Strache schwanken seit August zwischen 22 und 27 Prozent. Laufe der Wahlkampf so weiter wie bisher, würden sich diese Werte auch weitgehend halten, vermutet Stainer-Hämmerle. Dieser Meinung ist auch Bachmayer: „Um den Vorsprung von Kurz aufzuholen, müssten in der ÖVP schon schwere Fehler passieren, oder unvorhergesehene externe Ereignisse.“ Der bisher größte Fehler im Wahlkampf sei die Ansage des Kanzlers gewesen, bei einer Niederlage in die Opposition zu wechseln. „Das könnte Kern bei diesen Umfragewerten in Bedrängnis bringen“, sagt der Meinungsforscher.
Klare Strategien
Von der Dreierkonfrontation in Linz sei zu erwarten, dass alle Kandidaten auf Linie bleiben, glaubt Bachmayer. Kern werde sich an seine umgekrempelte Strategie halten, die vom Klassenkampf bis hin zur Warnung vor Schwarz-Blau reiche. Bewährtes sei ebenso von Kurz zu erwarten. Dieser werde wohl versuchen, gelassen zu wirken und alle Angriffe an sich vorbeiziehen zu lassen; genauso wie damals, als er den Vizekanzlerposten nach seiner Parteiübernahme abgelehnt hatte. Strache hat laut Bachmayer bei seinen ersten TV-Duellen bereits bewiesen, dass er in Topform ist. Es sei zu erwarten, dass der FPÖ-Chef bei seinen Kernpositionen bleiben werde. Dazu zählt nicht nur das Thema Zuwanderung, sondern auch die altbekannte Warnung vor einer Neuauflage der rot-schwarzen Koalition.
(VN)