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Alle reißen sich um George

An George Clooney kommt derzeit niemand vorbei. Nicht nur die Frauenwelt liegt dem charmanten Hollywood-Star zu Füßen. Auch bei der Oscar-Verleihung am 5. März gilt er als Favorit.

Jenes Hollywood, mit dem die Attribute „prominent, reich und schön“ verbunden werden, vertritt der 44-Jährige aus Lexington, Kentucky, ebenso wie jene politisch denkenden Filmkünstler, die sich als Gewissen der Nation empfinden. Clooney könnte auch zum Star der Oscar-Nacht werden. Mit „Good Night, And Good Luck“, seiner zweiten Regiearbeit, ist er für den Besten Film, die Beste Regie und das Beste Drehbuch nominiert, überdies darf er sich Hoffnungen auf einen Nebenrollen-Oscar für „Syriana“ machen. Andere wären vermutlich schon mit der Auszeichnung zum „sexiest man alive“ zufrieden, die er vom People Magazine verliehen bekam.

Wird er auf seine Gesinnung und auf das Thema von „Good Night, and Good Luck“, bei dem die Arbeit von TV-Journalisten in der McCarthy-Ära im Mittelpunkt steht, angesprochen, verweist Clooney gerne auf seinen Vater, den Journalisten Nick Clooney. „Ich gehöre zur Watergate-Generation. Mein Vater war damals Nachrichtensprecher und ich wuchs mit Skepsis gegenüber all dem auf, was in Washington verkündet wurde“, sagte er dem „Sonntagsblick“. In der Talkshow des Vaters, der „Nick Clooney Show“, durfte der am 6. Mai 1961 Geborene als Fünfjähriger erstmals auftreten und gab gemeinsam mit seiner Schwester Ada Gesangs- und Tanzeinlagen zum Besten. Dennoch brauchte es einige Zeit, einen gescheiterten Versuch, bei den Cincinnati Reds als Baseball Profi aufgenommen zu werden, sowie den wenig nachhaltigen Besuch der Northern Kentucky University, ehe er im Film- und Fernsehbusiness Fuß fassen konnte.

Durch seinen Cousin, den Schauspieler Miguel Ferrer, bekam er zwar Jobs bei Werbe- und TV-Filmen und ging in L.A. auf die Schauspielschule, doch erst die Rolle des sympathischen Kinderarztes Douglas Ross in der TV-Serie „Emergency Room“ verhalf ihm zum Durchbruch. Seither spielte Clooney, der sein Leinwand-Debüt 1988 in dem legendär schlechten Streifen „Die Rückkehr der Killertomaten“ gegeben hatte, an der Seite von Hollywood-Schönen wie Michelle Pfeiffer („Tage wie dieser“, 1996), Nicole Kidman („The Peacemaker“, 1997), Jennifer Lopez („Out of Sight“, 1998) oder Catherine Zeta-Jones („Ein (un)möglicher Härtefall“, 2003), aber auch in Filmen wie „From Dusk Till Dawn“ (1995, MTV Movie Award für „Best Breakthrough Performance“), „Batman & Robin“ (1997), „The Thin Red Line“ (1998), „O Brother, Where Art Thou?“ (2000, Golden Globe als Bester Darsteller), oder „Ocean’s Eleven“ (2001) samt dem Sequel „Ocean’s Twelve“ (2004).

Seit 2000 macht sich Clooney mit der gemeinsam mit Steven Soderbergh gegründeten Produktionsfirma Section Eight dem Umstand zu Nutze, dass er als Zugpferd Investoren zu Film-Abenteuern überreden kann (was die noch selten bereuen mussten), 2002 versuchte sich Clooney, der auch Auftritte auf Theaterbühnen absolvierte, erstmals im Regiefach: „Confessions of a Dangerous Mind“ machte Mut zu mehr, und auch „Good Night, And Good Luck“ wird sicher nicht der letzte Film des Regisseurs George Clooney bleiben.

Die politische Haltung des „Liberalen der alten Schule“, der mit einem Elektroauto Umweltbewusstsein beweist, sorgt immer wieder für Aufregung: „Es hat sogar schon Demos vor Kinos gegeben, die meine Filme zeigten.“ Auch die Ambitionen seines Vaters auf einen Senatsposten für die Demokraten in Kentucky konnte er am Besten unterstützen, indem er sich gar nicht erst als Wahlkampfhelfer betätigte. Im Alltag erweist sich sein gutes Aussehen als mindestens ebenso hinderlich wie seine aufrechte Gesinnung. Der geschiedene Star, dessen Ehe mit der Schauspielerin Talia Balsam nur drei Jahre hielt, kann sich kaum der Avancen von Verehrerinnen wehren und gilt als beliebtes Ziel der Paparazzi. „Doch ich beklage mich nicht“, sagte er im „Spiegel“, „Ich habe früher mal auf einer Farm in Kentucky Tabak geerntet. Das war ein Drecksjob!“ Ähnlich hatte er seine Mitarbeit bei „Syriana“ empfunden. Nachdem er für die Rolle eines alternden CIA-Agenten in vier Wochen 15 Kilo zunehmen musste, verletzte er sich bei einer Folterszene auch noch schwer.

Mit beiden Streifen (auch in „Good Night, And Good Luck“ hat er eine Nebenrolle übernommen) arbeitet Clooney gegen sein Sunnyboy-Image und punktet mit erstaunlicher Wandlungsfähigkeit. „Ich war bisher nie bei den Oscars, da wäre ich mir wie auf einer Party vorgekommen, auf der man nicht eingeladen ist“, sagte er jüngst im „Focus“. Nun bekam er mit seinen zwei Filmen gleich acht Einladungen auf einmal. „Vielleicht muss ich mir nach der Preisvergabe anhören: Na, acht Mal verloren, George?“ stapelt er tief. Egal, wie es ausgeht, die Arbeit geht weiter: In Vorbereitung sind u.a. der Spionage-Thriller „The Good German“, der im Nachkriegs-Berlin spielt, und auch „Oceans’s Thirteen“ soll es geben. Für den Ruhestand hat Clooney mit zwei Villen in einem italienischen Dorf am Comer See bereits vorgesorgt. Der Gemeinderat gab seinem prominenten Einwohner die Zustimmung für einen kleinen Privatstrand. Dort lässt sich wohl trefflich träumen. Weitab von grollenden US-Politikern und kreischenden Fans.

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