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Alle reden gerne über das Wetter - aber warum?

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Warum so viel über die meteorologische Lage geredet wird, erklärte die Psychologin Univ.-Prof. Dr. Karin Gutierez von der Uniklinik des Wiener AKH: Das Wetter müsse schlicht für Vieles als Ausrede herhalten.

Jeder hat dazu eine Meinung, viele Unterhaltungen sind dadurch schon gerettet worden: Die Rede ist vom Wetter. Jeder Umschwung – oder Nicht-Umschwung – wird gerne ausführlich und leidenschaftlich diskutiert.

Ausreden über Ausreden

„Ich glaube, dass es immer ganz praktisch ist, wenn man einen Außengrund hat“, lautet ihre Analyse. So würden Wetterumschwünge als Erklärung für verminderte Leistungsfähigkeit dienen. „Wenn ich Kopfweh habe, sage ich, die schwüle Witterung ist schuld.“

Verlangen nach Sonne

Die Verbundenheit mit dem Wetter steckt laut der Psychologin allerdings noch tiefer: „Es prägt die Lebensplanung, und man stellt sich darauf ein.“ Wenn die biologische Uhr auf einen bestimmten Umschwung programmiert sei, der dann ausbleibe, habe dies auch Auswirkungen auf den Organismus. Das Verlangen nach Sonne sei außerdem ein „ur-physiologisches und -biologisches Bedürfnis“.

Ein weiterer Aspekt und Grund für die Stammtischtauglichkeit des Themas Wetter ist dessen Unkontrollierbarkeit: In einer Welt in der die meisten Dinge gesteuert werden können, fasziniert dies die Menschen, sagte Gutierez. „Wenn es eine Überschwemmung gibt, kann man letztlich nichts dagegen tun.“

Dass sich die meteorologische Lage sehr stark auf den Organismus auswirkt, zeigt ein Beispiel aus dem Vorjahr, wo der Sommer ungewöhnlich heiß war: „Da habe ich in Italien erlebt, wie sich die Leute umarmt haben, wie es geregnet hat.“

Meteorologen haben’s nicht leicht

Die Leidtragenden der Wetterleidenschaft der Menschen sind oft die Meteorologen, bei denen die Emotionen regelmäßig hochgehen: Immer wieder beschweren sich die Menschen über unzureichende Voraussagen. „Stimmt“, weiß auch Harald Seidl von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) aus der Praxis. Entspricht die Prognose nicht dem tatsächlichen Wetter – meist ist es Regen -, zögern die Menschen auch nicht, bei der Hohen Warte in Wien anzurufen und sich persönlich zu beschweren, berichtete er.

Seidl hat ebenfalls eine eigene Theorie entwickelt, warum die Menschen so gerne über das Wetter reden: „Jeder glaubt, er kann es beurteilen. Außerdem hat man damit etwas, worüber man schimpfen kann, ohne jemanden zu beleidigen.“

Sehr wohl gilt dies aber für Meteorologen, die sich allzu emotionale Vorwürfe letztendlich auch nicht bieten lassen: „Wenn der Anrufer zu ausfallend wird, kann es schon vorkommen, dass wir auflegen“, räumte Seidl ein.

Links:Wie das Wetter morgen wird

Redaktion: Birgit Stadtthaler

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