Alle Pfeile führen zum Gedenkstein

Dornbirn. Eher unauffällig steht er am Rande der Grünfläche vor dem Stadtmuseum: der Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus in Dornbirn. Jetzt befindet er sich im Fokus einer ganz besonderen, temporären Kunstinstallation: Große Steine sind auf der Wiese platziert und bilden einen Pfeil, der direkt zum Gedenkstein führt. Daneben sind kleine Holztafeln platziert, auf die handschriftlich die Namen der Opfer geschrieben wurden. Im näheren Umfeld des Stadtmuseums wurden weiße Pfeile auf den Boden gesprüht – wer ihnen folgt, landet ebenso direkt vor dem Gedenkstein.
Freifach Politische Bildung
Die Idee zu dieser Installation hatte eine Gruppe von 14 Schülern der beiden Mittelschulen Dornbirn Markt und Baumgarten. In einem gemeinsamen Freifach zu politischer Bildung unter der Leitung von Raphael Honeder und Johannes Spies haben sich die Jugendlichen die letzten sechs Wochen intensiv mit den Themen Erinnern, Gedenken und Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Dabei entstand die Idee, dem Denkmal vor dem Stadtmuseum zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen und den Blick der Passanten bewusst in seine Richtung zu lenken.
Bei der Umsetzung bekamen die Schüler Unterstützung von Barbara Motter vom Stadtmuseum Dornbirn und vom Architekten Wolfgang Schwarzmann, der am Institut für Architektur und Raumentwicklung in Liechtenstein tätig ist. Von der Ideenfindung, über die Planung, bis zur Aufstellung begleitete er den kreativen Prozess. „Wir sind sehr gespannt, wie die Installation wahrgenommen wird. Sie soll zum Innehalten und Gedenken einladen – die Steine können aber auch als Sitzgelegenheit oder Spielmöglichkeit genutzt werden“, so Schwarzmann. Einen Nachmittag verbrachten die Jugendlichen und Projektleiter damit, die vom Werkhof Dornbirn angelieferten Steine zu platzieren, Schirme aufzustellen, die Schilder zu beschriften, die Pfeile anzusprühen und erklärende Plakate aufzuhängen.
Feierliche Eröffnung
Am Ende des Nachmittags wurde die temporäre Installation mit dem Titel „Schweres Erbe – schweres Denkmal“ feierlich eröffnet. Neben den Schülern und Projektleitern freuten sich die Dornbirner Stadträtin Karin Feurstein-Pichler und die Leiterin des Stadtmuseums Petra Zudrell über das gelungene Projekt. Auch Christoph Hämmerle, Direktor der MS Markt und Ulrike Mersnik, Direktorin der MS Baumgarten schauten sich die Installation vor Ort an.
Die temporäre Installation wird noch bis Anfang Juli zu sehen sein und soll ein Impuls für ein „Weiterdenken“ des Gedenksteins sein. Das Projekt dient dem Team des Stadtmuseums auch als Pilotprojekt für die geplante Ausstellung 2023 mit dem Arbeitstitel „Recherchebüro für Schweres Erbe“. Gleichzeitig bildet es eine der Grundlagen für die Erarbeitung von Vermittlungsmaterial für Schulen in Kooperation mit erinnern.at. Finanziert wird das Projekt im Rahmen der double-check-Kulturpartnerschaft 2020-2022 „Erbe & Erben“ vom Land Vorarlberg.
Umfrage: Wie hast du das Projekt „Schweres Erbe – schweres Denkmal“ erlebt?
Nuri Can, 15 Jahre, Egg
Bei diesem Projekt habe ich viel über die NS-Zeit und ihre Opfer gelernt. Das hat dann auch mit uns zu tun, denn es hätten ja auch unsere Verwandten sein können. Das Aufstellen der Installation hat viel Spaß gemacht und es war eine schöne Zusammenarbeit mit den Leuten von der Stadt Dornbirn.
Irem Menekse, 14 Jahre, Dornbirn
Ich denke, es ist wichtig, dass man die Opfer dieser schlimmen Zeit nicht vergisst – dazu wollen wir mit unserem Projekt beitragen. Wir haben viel Zeit und Mühe darin investiert und hoffen, dass die Leute es auch wahrnehmen. Es war schön, dieses Projekt gemeinsam umzusetzen.
Amela Grahović, 14 Jahre, Dornbirn
Unser Ziel war, dass das Denkmal mehr Aufmerksamkeit bekommt, ich hoffe, das haben wir erreicht. Ich wusste vor dem Projekt nicht so viel über die Nazizeit und habe viel Neues gelernt. Auch wenn ich nicht denke, dass sowas nochmal passieren kann, ist es wichtig sich daran zu erinnern.
Wladimir Golovanyuk, 15 Jahre, Donbirn
Ich finde es schön, dass man uns Schüler diese große Aufgabe zugetraut hat und hoffe, die Leute schauen nicht nur einfach, sondern setzen sich wirklich mit dem Denkmal und dem Thema auseinander. Es war spannend, das ganze Projekt zu planen und umzusetzen.