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Alle Frauen und Kinder aus Asowstal-Stahlwerk in Mariupol evakuiert

Kiew: Alle Frauen und Kinder aus Stahlwerk evakuiert.
Kiew: Alle Frauen und Kinder aus Stahlwerk evakuiert. ©AP Photo/Alexei Alexandrov
Am Samstagabend sollen aus dem belagerten Stahlwerk Asowstal in der ukrainischen Stadt Mariupol nach offiziellen Angaben die letzten Frauen, Kinder und älteren Menschen evakuiert worden sein.
Zivilisten aus Stahlwerk evakuiert

"Dieser Teil der humanitären Operation in Mariupol ist abgeschlossen", schrieb die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am Samstag im Nachrichtendienst Telegram. Ob unter den verbliebenen Männern noch Zivilisten sind, ließ sie zunächst offen.

Ukrainische Kämpfer verschanzen sich in Stahlwerk in Mariupol

Auf dem Werksgelände haben sich weiter die letzten verbliebenen ukrainischen Kämpfer verschanzt, die sich den russischen Truppen entgegen stellen. Zuvor hatten bereits die prorussischen Separatisten, die an der Seite Moskaus kämpfen, über die Evakuierung von 50 Zivilisten informiert. In anderen Teilen Mariupols, wo vor dem Krieg mehr als 400.000 Menschen lebten, sollen allerdings noch weitere Menschen ausharren.

Aus dem russischen Verteidigungsministerium hieß es am Abend, seit vergangenem Donnerstag seien insgesamt 51 Menschen aus Asowstal gerettet worden - damit sei die Evakuierung aller Zivilisten abgeschlossen. Am Samstag sei nur noch ein einziger Mensch übrig gewesen, der nun auch in Sicherheit sei.

Evakuierung von Zivilisten aus dem Stahlwerk Asowstal

Die jüngste Evakuierungsmission kam mit Hilfe der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz zustande. Russlands Militär hatte dafür seit Donnerstag jeden Tag mehrstündige Feuerpausen in der völlig zerstörten Stadt am Asowschen Meer zugesichert. Die letzte sollte am Samstagabend enden. Beobachter gehen davon aus, dass der Kreml Azovstal so schnell wie möglich einnehmen will, um am kommenden Montag - dem 77. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland - die Eroberung Mariupols verkünden zu können.

Hilferuf aus Asowstahl-Stahlwerk in Mariupol

Nach der Evakuierung der letzten Zivilisten aus dem von russischen Truppen belagerten Stahlwerk Asowstal in der Hafenstadt Mariupol haben die dort verschanzten ukrainischen Kämpfer einen eindringlichen Hilferuf gesendet. Er könne nur noch auf ein Wunder hoffen, schrieb der Kommandant der 36. Marineinfanteriebrigade, Serhij Wolynskyj, am Samstag bei Facebook. "Darauf, dass höhere Kräfte eine Lösung für unsere Rettung finden!"

"Es scheint so, als ob ich in irgendeiner höllischen Reality-Show gelandet bin, in der wir Militärs um unser Leben kämpfen, und die ganze Welt schaut dem interessanten Stück zu!", beklagte der 30-Jährige. Doch: "Schmerz, Leiden, Hunger, Qualen, Tränen, Angst, Tod - alles ist echt!". Dazu postete Wolynskyj ein Foto von sich, auf dem er unrasiert, übernächtigt und mit offenbar verletzter Nase zu sehen ist.

Hoffnung bei Ukraines Regierung

Die ukrainische Regierung gab die Hoffnung auf eine Befreiung der Kämpfer nicht auf. Vize-Regierungschefin Wereschtschuk bat die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) darum, die im Stahlwerk verschanzten Soldaten zu evakuieren und medizinisch zu versorgen, teilte die Regierung in Kiew am Samstagabend mit.

Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, dass mehr als 300 Zivilisten "in der ersten Phase" der Evakuierungen gerettet worden seien. In der zweiten Phase sollen nun auch die Verwundeten und Sanitäter aus dem Stahlwerk gebracht werden. Man bemühe sich auch darum, die Kämpfer aus dem Gelände zu bringen, "aber das ist äußerst schwierig". Selenskyj hatte mehrmals mit einem kompletten Abbruch der diplomatischen Gespräche mit Russland gedroht, sollte dieses ein Massaker auf dem Gelände anrichten.

Ukraine vermeldete tote Zivilisten

Die ukrainische Regierung vermeldete am Samstagabend mindestens sechs tote Zivilisten in den umkämpften Gebieten Donezk und Luhansk. Zwölf weitere Menschen seien verletzt worden, teilten die Gebietsverwaltungen am Samstag im Nachrichtendienst Telegram mit. Unter den Toten seien auch zwei Kinder, die im Dorf Prywillja bei Beschuss mit Mehrfachraketenwerfern des Typs "Grad" (Hagel) getötet worden sein sollen.

(APA/Red)

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